Suzi Quatro, in Detroit geboren und aufgewachsen, gehörte noch vor den Heart-Schwestern zu den bekanntesten Protagonistinnen im Rock. Dass muss an der ebenso musikalischen wie liberalen Erziehung durch ihre italienischstämmige Familie gelegen haben. Mit ihren Schwestern Patti, Arlene und später Nancy spielte sie ab 1964 in der All-Girl-Garagerock-Band The Pleasure Seekers, die sich später in Cradle umbenannte. Während ihre ältere Schwester Patti in den USA blieb und mit Fanny 1969 die erste All-Girl-Hardrock-Band formierte, bekam die Bassistin und Sängerin Suzi ein Angebot aus England, von Produzent und Manager Mickie Most (u. a. The Animals, Jeff Beck Group, Hot Chocolate), der Quatro zu einer Nachfolgerin der gerade verstorbenen Janis Joplin aufbauen wollte.
Ein Irrweg, was dafür sorgte, dass Quatro für einige Zeit in der Warteschleife hing. Dennoch war sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn ab 1972 begann ihre Karriere endlich unter ihrem Namen („Rolling Stone“, „Can The Can“, „48 Crash“, „Devil Gate Drive“, „The Wild One“). Der Glamrock fegte von England aus geradewegs über den Kontinent und die Welt hinweg. Sweet mit Andy Scott, die sich wie Suzi ihre Hits ebenfalls vom Songwriterduo Chinn/Chapman schreiben lassen mussten, und Slade mit Don Powell liefen sich zwangsläufig bei etlichen Fernsehsendungen und anderen Events über den Weg.
eclipsed: Du kennst Don Powell und Andy Scott schon ewig. Warum kam es gerade jetzt zu dieser gemeinsamen Band?
Suzi Quatro: Wenn ich mir unser erstes Album „QSP“ so anhöre, frage ich mich auch, weshalb wir nicht schon längst was gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Aber im Grunde genommen stammt die Idee nicht von uns, sondern von meinem jetzigen Mann Rainer Haas. Er schlug vor, dass ich mit Andy, der mein vorletztes Album „Back To The Drive“ und Teile meines letzten Soloalbums „In The Spotlight“ produziert hatte, und mit Don Powell eine Band gründen sollte. Immerhin habe ich mit Andy auch schon einige Songs geschrieben, sodass mir das Risiko gar nicht so groß schien.
eclipsed: Auf Powell trafst du 1972 im Rahmen deiner ersten UK-Tour im Vorprogramm von Slade, oder?
Quatro: Slade waren damals schon recht bekannt, während ich noch nicht einmal ein komplettes Album veröffentlicht hatte. Die Tour mit Don und Slade verhalf mir zu erster großer Aufmerksamkeit in Großbritannien.
eclipsed: Welcher Song von Sweet beziehungsweise Slade ist dein persönlicher Favorit?
Quatro: „Far Far Away“ von Slade habe ich immer heiß und innig geliebt. Bei Sweet gibt es keinen so eindeutigen Favoriten, aber „Love Is Like Oxygen“ kann man ohne weiteres nennen.
eclipsed: Während Sweet und Slade sich optisch gut in die Glamrockszene integriert hatten, gehörten du und deine Band eher zur Lederfraktion.
Quatro: (lacht) Ich weiß bis heute nicht wirklich, was Glamrock sein soll. Ich habe immer harten Rock‘n‘Roll gemacht. Deshalb habe ich mich auch nicht als Teil dieser Szene gesehen, zu der vielleicht am ehesten noch Gary Glitter, David Bowie mit „Ziggy Stardust“ und Marc Bolan mit T.Rex gezählt werden können.