SCORPIONS - Glaubensbekenntnis mit Killerriffs

9. März 2022

Scorpions

SCORPIONS - Glaubensbekenntnis mit Killerriffs

„Rock Believer(s)“ waren sie immer, auch wenn die Scorpions in den 90er-Jahren zumindest zeitweise von der Hardrockgemeinde belächelt wurden und stilistisch teilweise den Faden verloren hatten. Doch spätestens seit der einstweiligen Ad-acta-Legung ihrer Abschiedspläne vor etwa zehn Jahren rockt es sich für sie wieder ganz ungeniert und locker. Ihr neues Album mit dem eingangs zitierten Titel, das viel 70er- und 80er-Jahre-Flair verströmt, ist dafür das beste Beispiel. Teilnehmer einer amüsanten Zoom-Videokonferenz mit viergeteiltem Bildschirm waren außer dem eclipsed-Autor die drei Deutschen im Scorpions-Team: Klaus Meine, Rudolf Schenker und Matthias Jabs. 

Im demnächst herauskommenden fünften ROCK-Buch von eclipsed ist den Scorpions ein gewichtiges Kapitel gewidmet – wobei wir uns die Frage stellen lassen mussten, weshalb die erfolgreichste deutsche Rockband aller Zeiten erst jetzt in dieser Reihe gewürdigt wird. Häufig wirkt das Gras auf der anderen Seite (sei es in England oder den USA) eben wohl einfach grüner als jenes im heimischen niedersächsischen Garten. Dabei waren die Scorpions immer schon eine international ausgerichtete Band – oder wie Gründer Rudolf Schenker es einmal in einem Interview ausdrückte: „Als bei uns noch alles Kraut war, habe ich immer schon damit geliebäugelt, mal auf eine ähnliche Stufe zu kommen wie Deep Purple oder Led Zeppelin. In den 70ern hat man uns dafür zu Hause belächelt, und in den 80ern hat kaum einer verstanden, dass wir worldwide live und on top of the rock list waren.“ Das ist so simpel formuliert, wie es wahr ist. Die Verehrung der Band ging bei den britischen und US-Fans sogar so weit, dass sie versuchten, ihre englischen Texte auf deutsche Weise ohne gelispeltes „th“ nachzusingen. Die intensive Beschäftigung mit der Geschichte der Scorpions im Rahmen der Arbeit am ROCK-Buch warf zudem alte Fragen wieder auf, etwa zum in der deutschen Hardrockgemeinde verpönten 1990er Erfolgsalbum „Crazy World“ mit dem Megahit „Wind Of Change“. Doch aktuell gibt es natürlich für alle Generationen von Scorpions-Fans etwas zu feiern: das neue Album „Rock Believer“.  

eclipsed: Wie kamt ihr auf den so treffenden wie bemerkenswert einfachen Titel „Rock Believer“?

Klaus Meine: Der Titel stand nicht von Anfang an fest. Erst als wir uns die gesamten Songs und Songtitel anschauten, stach uns „Rock Believer“ ins Auge. Das passte: Wir waren in unserer gesamten Karriere rock believers und spielen Fangenerationen übergreifend für die rock believers weltweit. Über die Jahre hört man immer wieder „Rock is dead“, aber es kommt immer wieder eine neue Generation von rock believers dazu, die Classic Rock liebt. 

eclipsed: Der Titel „Rock Believer“ kam mir aufgrund des Textes zu „Steamrock Fever“ vom Album „Taken By Force“ (1977) sofort bekannt vor.

Meine: Stimmt. Das war mir beim Schreiben des Textes zu „Rock Believer“ gar nicht bewusst. Aber die guten Sachen sind offenbar im Unterbewusstsein gespeichert. 

eclipsed: Und die Scorps verwendeten in dem Song weit vor den Einstürzenden Neubauten Industrielärm – einen Dampfhammer. Auch wenn „Rock Believer“ sehr spontan, frisch und knackig klingt, dauerte es doch einige Zeit, bis das Album im Kasten war, oder

Meine: Als wir im März 2020 nach einer Tour nach Hause kamen, war der Plan, im Mai und Juni nach L. A. zu dem Produzenten Greg Fidelman zu fliegen, um mit ihm an diesem neuen Album zu arbeiten, eine Residency [Reihe von Konzerten an einem Ort, Anm.] in Las Vegas zu spielen und uns dann auf das neue Album zu konzentrieren. Die Vegas-Shows mussten wir leider verschieben auf dieses Frühjahr. Angefangen zu schreiben hatte ich bereits 2019. Rudolf war zu der Zeit in Thailand, und ich habe ihm immer wieder Textideen zugeschickt mit der Aufforderung, Killerriffs dazu zu schreiben. Die Idee war von Anfang an, das Album hard und heavy auszurichten.

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