SEVEN THAT SPELLS - Tod und Wiederauferstehung des Krautrock

14. Februar 2018

Seven That Spells

Der Tod und die Wiederauferstehung des Krautrock: Die kroatische Psychedelic-Band Seven That Spells schließt ihre Trilogie „The Death And Resurrection Of Krautrock“ mit dem dritten Teil „Omega“ ab. Ein großer Wurf, ja gar ein Meisterwerk wie Mastermind Niko Potocnjak findet.

eclipsed: Bist du ein Krautrock-Fan?

Niko Potocnjak: [lacht] Ja, bin ich. Aber anders als du jetzt vielleicht denkst. Die eigentliche Krautrock-Musik mag ich nicht so sehr. Aber ich mag diese spezielle Energie, das Momentum, mit dem die Krautrockbands ans Werk gegangen sind. Sie hatten in den 70er Jahren eine ganz spezielle Annäherungsweise an den Sound. Diesbezüglich haben Bands wie Amon Düül II und Neu! tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen.

eclipsed: Das neue Album „Omega“ ist nun der Abschluss der Trilogie „The Death And Resurrection Of Krautrock“. Das erste Album „Aum“ erschien schon 2011. Eine ganz schön lange Zeit, in der du dich mit diesem Thema beschäftigst.

Potocnjak: Jedes der drei Alben hat drei bis vier Jahre gedauert. Ich habe unglaublich intensiv daran gearbeitet. Über einen langen Zeitraum waren es teilweise zehn Stunden pro Tag. Ich wäre beinahe krank oder verrückt geworden. Aber mir sind das Publikum, das Geld und Erfolg und Ruhm egal. Ich will einfach nur das tun, was ich will. Ich hatte ein Konzept. Alle drei Alben sind identisch aufgebaut. Jedes startet mit einem Track namens „In“ und endet mit „Out“. Der zweite Track ist jeweils der Titeltrack und zugleich ein Longtrack. Es gibt Drones, es gibt Psychedelic.

eclipsed: Wie bist du überhaupt auf das Thema „Krautrock“ gekommen?

Potocnjak: Zum einen, weil ich – wie schon gesagt – von den Bands und ihrer Philosophie fasziniert bin. Zum anderen aber, weil ich auch etwas Anderes machen wollte. 2009 habe ich entschieden, dass ich ein neues Level erreichen muss. Vorher war ich stark von dem Heavy Psychedelic von Acid Mothers Temple beeinflusst. Mein Ziel ist es schon immer gewesen, den Psychedelic ins 21. Jahrhundert zu schießen. Viele Psychbands schaffen nichts Neues, sie reproduzieren nur die alten Sounds. Ich hasse auch viele Progbands, die nur das Alte neu aufkochen. Ich möchte eine Mischung aus Hardrock, Psychedelic und Prog.

eclipsed: Was ist das Besondere am letzten Teil „Omega“?

Potocnjak: „Omega“ ist unglaublich straff, scharf, streng. Es besteht zum Großteil aus Loops. Ich habe ein Riff gespielt, immer wieder, bis es perfekt war. Dieses eine perfekte Riff habe ich dann geloopt. Was du auf dem Album hörst, ist keine Rockband. Ich habe das Riff nicht x-fach hintereinander gespielt, sondern nur ein einziges Mal und dann geloopt. Dadurch wirkt alles so präzise, so streng. Ich hatte mir gedacht, „Scheiß auf das Rockband-Feeling“, ich will Loops, ich will diesen mechanischen Ansatz. An manchen Stellen sind es auch bis zu 40 Gitarren übereinander. Ich habe sie alle exakt gleich gespielt, bis es perfekt passte. Wenn du das hörst, dann denkst du, dass es nur eine Gitarre ist. Aber genau so wollte ich das. Nur genau da, wo man vielleicht Loops erwartet, beim Schlagzeug, da haben wir keine Loops verwendet. Blake Fleming hat auch schon bei The Mars Volta Schlagzeug gespielt. Er ist ein herausragender Drummer, er hat einen sehr technischen Zugang und kennt sich bestens mit Minimalisten wie Terry Riley aus. Er hat teilweise zehn Minuten lang exakt denselben Beat gespielt. Das Album ist komplett digital aufgenommen, nur die Drums sind analog. „Omega“ ist bisher das Highlight meiner Karriere. Okay, das sage ich bei jedem neuen Album. Aber „Omega“ ist tatsächlich ein verdammtes Meisterwerk.

eclipsed: Im Internet gibt es kaum Informationen zu Seven That Spells. Nur die lapidare Aussage, dass ihr aus dem 23. Jahrhundert stammt, in dem der Rock tot ist und dass ihr ins 21. Jahrhundert gekommen seid, um den Verlauf der Rockgeschichte zu ändern.

Potocnjak: Da sprichst du einen wichtigen Punkt an. Der Rock ist tot. Er hat seine Geheimnisse, seine Mystik, sein Sex-Appeal verloren. Und zwar durch das Internet. All die nutzlosen Informationen, die du da über die Musiker erfährst, führen dazu, dass die Faszination am Rock verloren geht. Wen interessiert, was die Musiker essen oder wo sie was einkaufen? Das ist doch kein Rock’n’Roll mehr. Ich will Fantasie, ich will Rockgötter. Ich bin eine glückliche Person. Ich habe eine Familie. Ich spiele seit 25 Jahren Gitarre. Ich bin glücklich mit der Musik, die ich mache. Ich gehe keine Kompromisse ein. Auch ich habe meine Rockhelden und liebe sie. Aber ich möchte nicht wissen, was sie zum Frühstück gegessen haben und mit wem. Das ist auch ein Grund, warum ich mich jahrelang gewehrt habe, Interviews zu geben. 

eclipsed: Mit Seven That Spells bist du auf beim legendären Duna Jam Festival auf Sardinien aufgetreten. Welche Erinnerungen hast du daran?

Potocnjak: Drei Mal haben wir dort schon gespielt. Da gibt es eine ganze Menge schlechter Bands. Und ein paar herausragende Bands. Die Organisation dort ist exzellent. Das Publikum dort ist ziemlich speziell, die Location natürlich auch. Sardinien ist eine tolle Insel mit noch nicht so vielen Touristen. 

eclipsed: Jetzt da du die Krautrock-Trilogie beendet hast: wie wird es weitergehen?

Potocnjak: Zum Psychedelic der frühen Tage werde ich nicht zurückkehren. Ich muss mich weiterentwickeln. Ich möchte nach dem Meisterwerk ein noch besseres Meisterwerk schaffen. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich „Omega“ nicht überbieten kann, dann werde ich Seven That Spells beenden und es anders versuchen.

*** Interview: Bernd Sievers