Mit ihren EPs „The Path“ und „The Divide“ haben sich Wheel in den beiden vergangenen Jahren als ernstzunehmende Alternative zu Tool und A Perfect Circle beziehungsweise als potente Ergänzung zu Modern-Prog-Acts wie Karnivool oder Jolly positioniert. Nun legen die Finnen ihr erstes komplettes Album vor, das nicht nur musikalisch überzeugt: Zusätzlich beziehen sie in ihren Texten Stellung zu politischen und sozialen Themen.
„Moving Backwards“ heißt das gerade erschienene Album von Wheel. Der Titel kann als Kritik der Band an den reaktionären Tendenzen, die sich gegenwärtig in Gesellschaft und Politik von Ländern auf der ganzen Welt breitmachen, begriffen werden. Unter anderem die Rückkehr zum Nationalismus sei es, die ihn und seine Kollegen umtreibe, sagt der Engländer James Lascelles, Sänger der Band aus Finnland. Da es für Wheel derzeit sehr gut laufe, sehen sie die Zukunft aber durchaus auch positiv.
eclipsed: James, hat die Veröffentlichungspolitik mit zunächst zwei EPs für euch funktioniert?
James Lascelles: Beide EPs waren für uns in sich geschlossene musikalische Reisen beziehungsweise Abenteuer. Auf „The Path“ haben wir unsere musikalischen Altlasten aufgearbeitet, mit „The Divide“ unser Spektrum erweitert. Wir fanden es besser, überhaupt etwas zu veröffentlichen, als zu lange auf ein komplettes Album hinzuarbeiten. Außerdem konnten wir so ohne großen Druck sehr viel lernen.
eclipsed: Es hat auf jeden Fall einen schönen Spannungsbogen erzeugt. Wie groß war der Druck, jetzt im Prinzip doppelt so viele Songs komponieren zu müssen?
Lascelles: In künstlerischer Hinsicht haben wir uns überhaupt keinen Kopf über Erwartungshaltungen oder ähnliches gemacht. Das Problem war eher die Deadline, weil wir uns Anfang 2019 als Termin gesetzt hatten.
eclipsed: Die verschiedenen Internetplattformen sind für Bands heute durchaus ein Maßstab für Erfolg. Auch ihr nutzt diese Kanäle. Wie muss eine Band wie Wheel heutzutage überhaupt aufgestellt sein?
Lascelles: Wir haben derzeit über 350.000 Klicks bei Spotify für den Song „Vultures“, was unglaublich ist. Auch das Medieninteresse ist noch einmal deutlich größer geworden. Es könnte also durchaus ein gutes Jahr für Wheel werden. Ich betrachte die derzeitige Entwicklung als eine Art Dezentralisierung. Die alte Ordnung gilt nicht mehr. Plattformen wie Spotify, YouTube oder Deezer funktionieren für uns hervorragend.