THE WILD CENTURY - Der psychedelische Wilde Westen

15. Februar 2023

The Wild Century

THE WILD CENTURY - Der psychedelische Wilde Westen

Fünf Holländer aus dem Grenzgebiet zu Belgien machen Retro-Rock der wilden Art. Ihr viertes Album „Organic“ präsentiert entsprechend seinem Namen einen herrlich authentischen Sound, der stark an die Musik Ende der Sixties andockt. An Bord des Quintetts sind die beiden alten Freunde Sänger/Gitarrist Stan Aarts und Basser Joris Verbogt. Hinzu kommen Akustikgitarrist/Sitar-Spieler Gerton Govers, Drummer ‚Bootsie‘ Butsenzeller und Orgelspielerin Paola Pica. Über ihren bisherigen Werdegang, ihren klangvollen Namen und ihre Hoffnung, bald in Deutschland auftreten zu können, klärt uns Bassist Verbogt auf.

eclipsed: Gib uns doch mal bitte einen kurzen Überblick über euren bisherigen Werdegang.

Joris Verbogt: The Wild Century wurden um 2014 herum mit den Aufnahmen zu unserem ersten Album „Raga Blue“ gegründet. Im  Laufe der Jahre gab es einige personelle Veränderungen, aber in der aktuellen Besetzung sind wir seit 2019 zusammen. Trotzdem kennen sich einige von uns schon lange und spielen seit vielen Jahrzehnten zusammen in anderen Bands. Tatsächlich haben Stan und ich vor 35 Jahren unsere erste Band gegründet!

eclipsed: Wie viele Alben habt ihr denn bisher produziert?

Verbogt: Dies ist das vierte Album, nach „Raga Blue“, „Raw“ und „5“.

eclipsed: „Organic“ lautet der Albumtitel eurer neuesten Veröffentlichung, und organisch ist der Sound darauf tatsächlich. Deshalb habt ihr wohl auch diesen sehr einfachen Titel gewählt, oder?

Verbogt: So ist es. Der Titel passt zur Musik. Oder vielleicht umgekehrt. Ich glaube, der Titel war schon da, bevor wir aufgenommen haben.

eclipsed: Apropos Namen, was wollt ihr denn mit eurem Bandnamen ausdrücken? Von welchem „wilden“ Jahrhundert sprecht ihr da?

Verbogt: Das Zeitalter, in dem du selbst lebst, ist natürlich immer das wildeste. Und natürlich sind wir ein bisschen nostalgisch in Bezug auf das goldene Zeitalter des Rock und der psychedelischen Musik in den 1960er und 70er Jahren. Aber wen interessieren schon Zahlen, wenn es um Jahrhunderte geht? (lacht)

eclipsed: Eure Musik ist sehr vielfältig: Retro-Rock alles in allem, aber „Lowdown Dog“ hat rauen Punk und Acid-Rock intus, „Oh Yeah“ verwendet die Fuzz-Gitarre, um eine psychedelische Soundwall zu bauen, „Carry On“ oder „Mother’s Grace“ hingegen sind reinster Classic- und Bluesrock, und in „Beautiful Queen“ intensiviert die Sitar die Flower-Power-Atmosphäre. Spiegeln alle diese Stile euren Musikgeschmack wider, oder bietet ihr ganz bewusst diese reiche Palette an musikalischen Farben an?

Verbogt: Dies spiegelt natürlich unsere unterschiedlichen biografischen Hintergründe wider. Während Stan und ich einen Blues-Hintergrund haben, blickt Gerton auf eine lange Geschichte im Indie-Stil der 60er Jahre zurück, „Bootsie“ ist ein alter Punkrocker und Paola wurde definitiv direkt aus dem Jahr 1967 hierher teleportiert (lacht). Am Ende teilen wir alle die Liebe zu den psychedelischen Einflüssen dieser Ära, und ich denke, das ist es, was alles zusammenhält.

eclipsed: Zu welchen musikalischen Helden schaut ihr auf?

Verbogt: Alter, grungiger Blues von Leuten wie Howlin’ Wolf und Junior Kimbrough, Superstars des goldenen Zeitalters der 1960er Jahre wie die Beatles, Cream und die psychedelischeren Inbegriffe dessen wie Jimi Hendrix, Jefferson Airplane, Shocking Blue, Love und The Doors. Und alles, was damit in jüngerer Zeit zu tun hat, vom Grunge Nirvanas bis hin zum Blues der Black Keys.

eclipsed: Liege ich falsch, wenn ich sage, dass euer Lieblingsjahrzehnt an der Schnittstelle Ende der sechziger Jahre, Anfang der siebziger Jahre liegt?

Verbogt: Das klingt ungefähr verdammt richtig (lacht).

eclipsed: Von welchen Themen handeln eure Texte?

Verbogt: Alle menschlichen Emotionen, die sich mit dem Zuhörer verbinden. Liebe, Hoffnung, Verzweiflung, Trauer. Wir versuchen, uns so weit wie möglich von politischen Themen fernzuhalten, da es bereits mehr als genug Polarisierung gibt.

eclipsed: Können wir erwarten, dass ihr irgendwann in Deutschland live spielt? Habt ihr überhaupt schon einmal bei uns live gespielt?

Verbogt: Leider haben wir als The Wild Century nie Deutschland bespielt. Aber mit Unterstützung unserer musikalischen Familie bei Tonzonen wird dies sicherlich bald geschehen. Einladungen und Festival-Hinweise sind natürlich immer willkommen.

eclipsed: Eure Projekte in der Pipeline?

Verbogt: Wenn kreative Köpfe zusammenkommen, sind neue Unternehmungen natürlich immer um die Ecke, sodass sich Ideen für neue Songs bereits zusammenbrauen. Aber zuerst werden wir unser Bestes geben, um das neue Album zu einem Live-Veranstaltungsort in eurer Nähe zu bringen.

* * * Interview: Walter Sehrer