YUSUF/CAT STEVENS - „Das bin ich, das ist meine Geschichte“

16. November 2020

Yuuf Cat Stevens

YUSUF/CAT STEVENS - „Das bin ich, das ist meine Geschichte“

Als vor einigen Monaten bekanntgegeben wurde, dass Yusuf alias Cat Stevens zum 50-jährigen Jubiläum seines berühmten Albums „Tea For The Tillerman“ keine gängige neu abgemischte Deluxe-Edition, sondern eine Neueinspielung veröffentlichen wolle, wurden viele kritische Stimmen laut. Wie das Ergebnis zeigt, hat sich das Experiment gelohnt – schafft es der 72-Jährige damit doch, seinem klassischen Album neue Relevanz zu verleihen.

Wir treffen beim Interview auf einen in hohem Maße reflektierten wie auch humorvollen Yusuf, der sich begeistert von der Neueinspielung seines Klassikers zeigt. Man nimmt ihm sofort ab, dass es sich dabei vor allem um eine Herzensangelegenheit handelte. Wie er im Gespräch ausführt, ermöglichte ihm dieses Projekt, eine Brücke zu bauen zwischen dem jungen Cat Stevens von damals und dem Yusuf von heute.

eclipsed: Wieso hast du dich zu der ungewöhnlichen Vorgehensweise entschieden, deinen Klassiker „Tea For The Tillerman“ komplett neu einzuspielen, die Songs neu zu arrangieren und zum Teil sogar Textpassagen zu ändern?

Yusuf: Es ist immer schön, etwas anderes zu machen. Es war ursprünglich die Idee meines Sohnes, das Album nicht nur zu verbessern, sondern es in Bezug auf die Person, die ich heute bin, relevanter zu machen – also all meine Erfahrungen der letzten 50 Jahre in diese neuen Interpretationen einzubringen. Mir erschien das als sehr verlockende Idee, daher haben wir eine zweiwöchige Session in Südfrankreich organisiert. Früher habe ich übrigens viel länger gebraucht, um eine Platte aufzunehmen, was mal wieder zeigt, was Erfahrung einen lehrt. Aber natürlich ist das im digitalen Zeitalter alles auch viel einfacher.

eclipsed: Was hat deine heutige Sichtweise als inzwischen 72-Jähriger den Songs Neues geben können?

Yusuf: Nun, zum einen kommen einfach neue Perspektiven hinzu. Das sind manchmal Kleinigkeiten. Zum Beispiel habe ich den Text von „Hard Headed Woman“ leicht verändert und singe „Now I’ve found my hard headed woman“, weil es einfach so ist, ich habe diese Frau gefunden! Zum anderen habe ich auch größere Veränderungen vorgenommen, etwa bei „Wild World“, das ein völlig neues Arrangement bekommen hat. Ich finde, es klingt jetzt, als wäre es im Berlin der 1940er-Jahre aufgenommen worden, und ich liebe diese Schwarz-Weiß-Atmosphäre, die vor meinem geistigen Auge entsteht, wenn ich den Track höre. Auch mit „Longer Boats“ habe ich länger herumgespielt. Wir haben einen Abschnitt eingebaut, der so explodiert, dass man meint, gleich würde James Brown auf die Bühne springen. Es war insgesamt ein sehr unterhaltsames Projekt.

eclipsed: Für „Father And Son“ hast du dir etwas ganz Besonderes einfallen lassen …

Yusuf: Ja, es war wiederum die Idee meines Sohnes, eine Aufnahme von mir aus den 1970ern zu nehmen, den alten Cat Stevens den Part des Sohnes und mein heutiges Selbst den des Vaters singen zu lassen. Das ist schon eine ziemlich einzigartige Art, einen Song aufzunehmen! Der Song hat insgesamt viele Facetten, ursprünglich war er ja mal Teil eines geplanten Musicals über die Russische Revolution, was zeigt, dass die im Text erzählte Geschichte neben dem Dialog eines Vaters mit seinem Sohn noch eine tiefere Ebene besitzt. Es geht auch um den sozialen Wandel. Der Vater repräsentiert das Establishment, der Sohn die Hoffnung auf die Zukunft. Es ist also eine universelle Botschaft, die hier vermittelt wird.

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