Anders als bei den zur selben Zeit angetreten deutschen Krautrockbands wie Amon Düül II, CAN, Kraftwerk oder Faust gab es bei Tangerine Dream immer das eine Zentralgestirn, das Kraftzentrum, das die Geschicke der international gefeierten Elektronikpioniere befeuerte. Daher ist mit dem Tod von Edgar Froese klar: Nach 47 Jahren ist die Geschichte von Tangerine Dream jetzt zu Ende gegangen.
Als Tangerine Dream im vergangenen Frühsommer durch Europa tourten, druckten Veranstalter in Werbeanzeigen und auf das Plakat für das Münchner Konzert das Wort „Abschiedstournee“. Der Begriff wurde, noch bevor die Band das erste Mal auf der Bühne stand, wieder gestrichen, und am Ende der Tour kündigte Edgar Froese weitere Konzerte für 2015 an, dazu neue Alben, eine Umbesetzung der Band, die Fertigstellung seiner Autobiografie und den musikalischen Schritt in eine neue Ära namens „Quantum Years“ an. Es war dann aber doch die letzte Tournee. Froese, der noch so viele Ideen hatte und vom Abschied nichts wissen wollte, ist am 20. Januar in Wien im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Lungenembolie gestorben. Seine Band Tangerine Dream war einer der wichtigsten deutschen Musikexporte der vergangenen Jahrzehnte.
Künstlerischer Allrounder
Froese, 1944 im ostpreußischen Tilsit geboren, hatte sich als Künstler zunächst der Bildhauerei zugewandt. Auch war er in späteren Jahren mit dem spanischen Surrealisten Salvador Dalí befreundet. Er selbst aber wandte sich der Musik zu. Seine 1966 gegründete Gruppe The Ones benannte er im Jahr drauf in Tangerine Dream um. Über Herkunft und Bedeutung des gleichermaßen ästhetischen wie erratischen Bandnamens wurde viel spekuliert. Von „Tangerine trees and marmelade skies“ sangen die Beatles in „Lucy In The Sky With Diamonds“. Doch auch The Ones hatten solche Farbwahrnehmungen: „The trees turn tangerine, and the sky is suddenly green.“ Froese verstand es über all die Jahre, ein gewisses Mysterium um den Namen zu bewahren – mit Andeutungen, es gebe noch eine weitere Bedeutung. Verraten hat er sie nie...