THE GENTLE STORM - Ins Goldene Zeitalter

Arjen Lucassen ist hibbelig. Hochgradig nervös. Es ist Anfang Februar, und der Schlacks aus dem niederländischen Oudenbosch bereitet sich gerade auf einige Akustikkonzerte vor, die ihn in Kürze zusammen mit Sängerin Anneke van Giersbergen einmal quer durch Europa führen werden. Über acht Jahre sind inzwischen seit seinen letzten Auftritten mit Stream Of Passion ins Land gegangen, und wer Lucassen kennt, weiß, wie unangenehm, ja fast qualvoll solche Unternehmungen für ihn sind. Und so ist auch wenig verwunderlich, dass der 54-Jährige bei der unlängst angelaufenen Tour der um Frontfrau Anneke van Giersbergen zusammengestellten neuen Band The Gentle Storm nicht mit von der Partie ist. Auch der Auftritt beim „Night Of The Prog“-Festival wird ohne Lucassen vonstatten gehen.

eclipsed: Obwohl du bekanntermaßen ungern tourst, spielst du jetzt wieder live. Wie kommt’s?

Arjen Lucassen: Wenn Anneke dich um etwas bittet, kannst du nicht einfach nein sagen. Daher werde ich aus Respekt gegenüber ihr zumindest die Akustikshows machen. Eine komplette Tour zusammen mit einer Band würde mich aber viel zu weit aus meiner Komfortzone herausführen.

eclipsed: Auf „The Diary“ habt ihr jeden Song in zwei wunderbar kontrastierenden Versionen aufgenommen. Als heavy instrumentierte „Storm“- sowie als folkloristisch-akustische „Gentle“-Version.

Lucassen: Ich suche ständig nach neuen Herangehensweisen, möchte mich ungern wiederholen. Daher bin ich auch nach dem letzten Ayreon-Album erst mal wieder in mein berühmt-berüchtigtes schwarzes Loch gefallen. Ich fühlte mich leer und uninspiriert. Dann startete ich kurzerhand eine Umfrage auf meiner Website, nach dem Motto: „Was wollt ihr als Nächstes von mir hören?“ Natürlich wünschten sich die meisten Fans wieder etwas Hartes und Progressives, aber zu meiner großen Überraschung votierte auch ein großer Prozentsatz für ein Folk-Album. Ich empfand es dann als große Herausforderung, beide Stile auf einem Album zu vereinen. Aber nicht so, wie man es üblicherweise kennt, sondern als zwei jeweils völlig autarke Songfassungen.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 169 (April 2015).