ELBOW - The Take Off And Landing Of Everything

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Artrock, Alternative/Indie | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 158 / 3-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Fiction | Autor: ST


In einem Interview im Zuge der Veröffentlichung von „Cast Of Thousands“ wurde Guy Garvey 2003 gefragt: „Hast du es diesmal geschafft, so unglücklich zu sein, dass du neue Songs schreiben konntest, oder musstest du erst wieder einer Freundin den Laufpass geben, um in die passende Stimmung zu kommen?“ In seinen Liedtexten verarbeitet Garvey oft Persönliches, setzt sich mit seinen Ängsten und Unsicherheiten auseinander, und die Band überzieht diese Seelenlandschaften mit einer zumeist melancholisch stimmenden Klanggischt. Die Frage war also sicher nicht nur Frotzelei. Und sie wäre gerade heute, mit Erscheinen des sechsten Elbow-Albums, angebracht. Denn inzwischen ist bekannt geworden, dass sich Garvey während der Aufnahmen von seiner langjährigen Partnerin Emma Jane Unsworth getrennt hat. Dies habe das Album nachhaltig beeinflusst, so der Engländer, der am 6. März vierzig Jahre alt wird. So sind denn auch die zehn neuen Stücke durchdrungen von Elbows typischer wohliger Schwermut. Es ist eine leise Platte geworden, die man dabei belauschen darf, wie sie sich in sich selbst zurückzieht. Da tröpfeln ein paar Klavierakkorde, mal brummelt ein akustischer Bass, an der nächsten Ecke wartet ein sachter Drumbeat. Elbows Sound erreicht in nur wenigen Liedern wie dem wunderbaren „Fly Boy Blue/Lunette“ oder dem überwältigenden Titeltrack die Vollfettstufe, die sie in ihrer Heimat zu Superstars gemacht hat. Teile des Albums haben die Musiker in den Real World Studios aufgenommen. Schon bei ihrem Debüt hatten sie die Annehmlichkeiten von Peter Gabriels Hightechzentrale in Anspruch genommen. Obwohl Garveys Stimmfärbung und die Grundausrichtung der Band immer den Vergleich mit Gabriel provozieren werden, gibt es mit „New York Morning“ nur ein Stück, das tatsächlich von diesem stammen könnte. Ansonsten gilt: Elbow sind ganz bei sich. Sie sind stiller geworden. Wunderbar!

Top-Track: My Sad Captains

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