Kategorie: CD-Reviews | Genre: Jazz/Jazzrock/Fusion | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 164 / 10-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Yellowbird | Autor: WK
Die Berliner Pianistin Johanna Borchert kennt man aus verschiedenen Bands, in denen sie die Schnittmengen von Jazz und Pop austestete. Mit ihrem Soloprojekt entfernt sie sich weit vom Hauptstadtsound. Schon das Cover suggeriert Wüste, der erste Song trägt den Titel „Desert Road“. Borchert, die hier nicht nur Tasten drückt, sondern auch singt, entzieht sich der urbanen Enge und greift nach weiten Räumen. Ihre Besetzung ist mit Fred Frith, Shahzad Ismaily und Julian Pastorius hochkarätig, doch sie schafft es, ihre namhaften Gäste zu einer integralen Band zu formen. Timbre und Vortrag erinnern an eine Mischung aus Tori Amos und Nico, der Sound vor allem der elektronischen Keyboards, ist eher von avantgardistischen Fäden durchzogen. Manches ist episch ausgerollt, anderes klingt wie Torsi. Dieser Kontrast aus Fragment und Vollendung zieht sich durch das ganze Album. Eine schöne, in ihrem Spiel von Nähe und Distanz manchmal auch verstörende Platte.