Kategorie: CD-Reviews | Genre: Ambient, Jazz/Jazzrock/Fusion | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 166 / 12-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 7/10 | Label: Sireena | Autor: WS
Der estnische klassisch ausgebildete Gitarrist Oleg Pissarenko beackert ein ganz eigenes Feld zwischen instrumentalem Jazz und Ambient. Auf seiner neuen Platte betrachtet er die Welt aus der Sicht eines Kindes. Im besten Sinne ist das also eine Form der naiven Weltentdeckung, bevor einem die Gesellschaft und der Staat diese deformiert. Eine Mischung aus elektronischem Uhrticken und Piano zieht einen in diesen Kosmos hinein. Dann folgen minimalistische Gitarrenlinien, bis sich, wenn die Band einsetzt, baltische Schwermut mit Postrock-Attitüde verbinden. Das ist Musik, wie wenn man an der Ostsee im Strandstuhl sitzt und zum Meer hinausschaut; ein Blick hinaus zum Horizont, der frei macht. Das perkussive Spiel von vielseitigem Schlagwerk und häufig wuchtigem Kontrabass erinnert an ECM-Künstler wie Terje Rypdal oder Pat Metheny. Die Gitarre verbleibt ganz im akustischen Kosmos, die Keyboards reichern sphärische oder verhallte Flächen an. „Nad Elavad“ tönt rhythmischer und rockiger. Tatsächlich ist auch viel kindliche Neugier im expressiven Spiel dabei, besonders im verspielten Titelstück.
Top-Track: Oige Aeg