Kategorie: CD-Reviews | Genre: Psychedelic/Space Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 162 / 7-8-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8.5/10 | Label: Dine Alone | Autor: SaS
Können Mauis, die steinernen Riesenstatuen auf der Osterinsel, die von einer mysteriösen, verschollenen Zivilisation zeugen, weinen? Diese Frage stellen Sleepy Sun auf ihrem vierten Album, das dem auf ihrem Meisterwerk „Fever“ eingeschlagenen Weg folgt. Vergessen der seltsam sterile Sound des zu Recht gescholtenen Vorgängers „Spine Hits“; vergessen allerdings auch die Gesangseinlagen von Rachel Fannan, die 2010 mitten auf der „Fever“-Tour ausgestiegen war. Vermisst wird Fannan trotzdem immer noch, auch wenn es der Band anders als auf dem orientierungslosen Vorgänger gelungen ist, ihren Sound so zu arrangieren, dass eine zweite weibliche Gesangsstimme den Songs nicht mehr abgeht. Das Ergebnis ist ein weitaus psychedelischer klingender Gesamteindruck, da Sleepy Sun mehr als je zuvor versuchen, die Weite und Ödnis der kalifornischen Wüste in Klangbilder zu setzen. Der Gesang klingt aufgrund zahlreicher Halleffekte, als käme er aus weiter Ferne; darin erinnert er an den Vokaleinsatz von David Eugene Edwards auf den letzten Wovenhand-Alben. Es sind besonders die längeren Songs, die begeistern, allen voran der epische, das Album beschließende Titeltrack: Hier steigert sich die Band in einen wahren Rausch, die instrumentalen Passagen lassen vor dem geistigen Auge des Hörers endlose Wüstenlandschaften entstehen, durch die Menschen ziehen und eins werden mit der Natur. So oder so ähnlich muss man diese Musik auch wahrnehmen: Als endloser Rauschzustand, bei dem die Songs einen einzigen Flow ergeben, der durch bewusst repetitiv eingesetzte rhythmische Muster erzeugt wird. Fazit: Sleepy Sun haben endlich den legitimen Nachfolger zu „Fever“ aufgenommen, gleichzeitig aber ihr Klangspektrum auf faszinierende Weise erweitert.
Top-Track: Maui Tears