Mit mehr als 150 Millionen verkauften Tonträgern zählt BILLY JOEL zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft. Einst als „Amerikas Antwort auf Elton John“ tituliert, belegt er in der Liste der populärsten Rockpianisten seit vielen Jahren Platz 2 hinter seinem deutlich produktiveren britischen Kollegen. Hinzu kommen 33 US-Top-40-Hits, sechs Grammys und sieben Ehrendoktortitel. Allerdings musste Joel auch einige herbe Rückschläge verkraften, u.a. drei Scheidungen und einen Prozess gegen seinen Ex-Manager, der ihn um 30 Millionen Dollar erleichtert hatte. Am 9. Mai feierte Joel seinen 75. Geburtstag.
Als Billy Joel am 9.5.1949 im New Yorker Stadtteil Bronx das Licht der Welt erblickte, schienen seine Aufstiegschancen eher gering zu sein. Sein Vater Helmut war 1938 mit seiner jüdischstämmigen Familie aus Deutschland geflohen und arbeitete oft außer Landes, sodass der kleine Billy bei seiner Mutter und seiner Schwester aufwuchs. Die ständige Absenz des Vaters, die 1960 in der Scheidung der Eltern gipfelte, hatte für ihn aber auch Vorteile: „Ich hätte wohl nie in Erwägung gezogen, Profimusiker – noch dazu Rockmusiker – zu werden, wenn mein Vater zuhause gewesen wäre.“
Musikalische Anfänge und Zwischenstopp in Los Angeles
Seine ersten Klavierstunden erhielt Billy Joel mit vier Jahren und zeigte auf Anhieb Talent: „Schon nach wenigen Stunden konnte ich Stücke nach Gehör spielen.“ Einen entscheidenden Impuls für seine spätere Karriere lieferte Elvis Presley, den er als Drittklässler in der Mittagspause imitierte. Auch Little Richard, Ray Charles und die Beatles hinterließen bleibenden Eindruck, sodass er sich als Teenager lokalen Bands wie The Echoes und The Hassles anschloss, bevor er 1967 die Hicksville High School ohne Abschluss verließ – was ihm aber egal war: „Ich sagte: ,Ich gehe nicht an die Columbia University, sondern zu Columbia Records.“ 1970 brachte er mit seinem Kumpel Jon Small unter dem Namen Attila ein Heavy-Rock-Album heraus, das vom All Music Guide als „das schlechteste Album in der Geschichte des Rock & Roll“ bezeichnet wurde. Bald darauf vollzog der 21-Jährige eine Kehrtwendung zum romantischen, aber auch aufmüpfigen Troubadour. Auf der Debüt-LP „Cold Spring Harbor“ (1971) zeigte er bereits vielversprechende Ansätze, auch wenn die Platte durch einen Mastering-Fehler verhunzt wurde. Im Folgejahr zog Joel mit seiner späteren Ehefrau Elizabeth und deren Sohn nach Los Angeles, wo er unter dem Namen Bill Martin als Barpianist auftrat – seine Erlebnisse verarbeitete er in „Piano Man“ (1973), dem Titelsong seines ersten Albums für Columbia Records. Schon hier erwies sich Joel als guter Beobachter und verpackte seine witzigen, bissigen und melancholischen Texte in elegante Melodien. Allmählich aufwärts ging es aber erst mit dem vierten Album „Turnstiles“ (1976), das zunächst mit Elton Johns Rhythmusgruppe aufgenommen werden sollte: „Dee Murray und Nigel Olsson waren sehr nette Typen, aber das Ganze klang wie Eltons Band“, meinte Joel und setzte letztlich durch, dass seine eigene Band auf der Platte spielen durfte. Zudem installierte er seine Frau als Managerin und zog zurück an die Ostküste, was er in Songs wie „Say Goodbye To Hollywood“, „Summer, Highland Falls“ und „New York State Of Mind“ dokumentierte.