Aller guten Dinge sind drei – meint Rich Robinson und lässt sich auf eine weitere Reunion der Black Crowes ein. Eine (bislang) weise Entscheidung: Die Tournee zum 30. Dienstjubiläum von „Shake Your Money Maker“ war ein voller Erfolg, die üblichen Differenzen mit Bruderherz Chris halten sich anscheinend in Grenzen, und das neue Studioalbum „Happiness Bastards“ zählt ganz klar zu einem ihrer besten. Ende gut, alles gut – oder doch nur ein trügerischer Burgfrieden?
Los Angeles im Januar 2024: Rich Robinson bittet zum eclipsed-Interview. Ein fülliger 54-Jähriger im weißen Leinenanzug, mit Sonnenbrille, Schal und Hut, dazu ein weiß-grauer Rauschebart. Wüsste man es nicht besser, würde man Carl Wilson von den Beach Boys vor sich vermuten. Doch der ist seit über 25 Jahren tot – Rich dagegen wirkt lebendiger denn je. Dem jüngeren der Robinson-Brüder ist die Euphorie in Bezug auf die aktuelle Crowes-Besetzung, das Verhältnis zu Bruder Chris und das neue Album anzuhören. Folglich wird es ein lockerer Plausch.
eclipsed: Rich, was Power und Attitüde betrifft, erinnert „Happiness Bastards“ an euer Debüt von 1990. Zufall?
Rich Robinson: Ich denke schon. Weil: Songs wie „Wilted Rose“ hätte man auf „Shake Your Money Maker“ nie gefunden – „Kindred Friend“ ebenso wenig. Und „Flesh Wound“ erst recht nicht. Das ist ein neuer Sound mit neuen Einflüssen. Und nichts, worüber wir lange nachdenken. Sondern: Das Leben, das ich seit 1990 führe, hat etwas davon, den Mount Everest immer wieder aufs Neue zu besteigen. Und diese Lebenserfahrung, das Reisen, das Ende und der Neubeginn der Band, die Soloalben und mit zig Leuten zu spielen – all das beeinflusst, wie Chris und ich die Musik angehen und was wir in den Vordergrund stellen. Bei diesem Album ist es Rock’n’Roll – mit viel Power.
eclipsed: Hat es damit zu tun, dass ihr zuletzt zwei Jahre mit „Shake Your Money Maker“ unterwegs wart? Hat das abgefärbt?
Robinson: Das spielt da sicher mit rein, aber in erster Linie waren Chris und ich wahnsinnig glücklich, wieder im Studio zu sein und ein neues Album zu machen. Diesen Enthusiasmus hört man. Wir waren einfach wahnsinnig motiviert.
eclipsed: Angeblich hattet ihr zunächst vor, mit George Drakoulias zu arbeiten, der Produzentenlegende, die euch entdeckt hat. Woran ist das gescheitert?
Robinson: George ist jetzt ein erfolgreicher Spezialist für Filmsoundtracks. Er hat die Songs für „Barbie“ zusammengestellt – und für die letzten Ben-Stiller-Filme. Er betreut eine Menge großer Hollywood-Projekte. Deswegen hat es zeitlich nicht gepasst. Aber wir sind auch sehr zufrieden mit Jay Joyce. Er hat das wirklich gut produziert.