BREIDABLIK erschaffen ihre eigene norwegische Richtung elektronischer Musik

28. Juni 2022

Breidablik

BREIDABLIK erschaffen ihre eigene norwegische Richtung elektronischer Musik

Man kennt die Berliner Schule mit ihren Vertretern Tangerine Dream, Klaus Schulze & Co., die mit ihrem hypnotischen Stil in den Siebzigern maßgeblich die elektronische Musik definiert haben. Breidablik haben nun mit „Alduorka“ ein Album veröffentlicht, das sich selbst der Bergen School of Electronic Music zurechnet. Ein norwegisches Gegenstück zur berühmten Berliner Schule? Mastermind und Keyboarder Morten „Klangmajor“ Birkeland Nielsen schafft Klarheit.

eclipsed: Wie ging das mit Breidablik los?

Morten Birkeland Nielsen: Breidablik startete 2012 als Ein-Mann-Projekt von mir. Das Debütalbum „Vinter“ wurde 2017 auf Kassette veröffentlicht. Dies führte zu einem Vertrag mit Pancromatic Records und drei LP-Veröffentlichungen auf dem Label: „Penumbra“ (2017), „Nhoohr“ (2019) und „Omicron“ (2020). Håkon Oftung trat der Band für „Omicron“ bei. Mittlerweile sind wir bei Apollon Records unter Vertrag, die 2022 „Alduorka“ veröffentlichten. Das Line-up wurde um Drummer Trond Gjellum erweitert.

eclipsed: Was bedeutet denn nun die Bergen School of Electronic Music?

Nielsen: Bergen School war nur ein Begriff, den ich geprägt habe, um die Inspiration der Berliner Schule für die elektronische Musik anzuerkennen. Da ich aus Bergen stamme, ist der Begriff auch eine Möglichkeit, um unsere norwegische Herkunft hervorzuheben und zu betonen, dass wir darauf abzielen, etwas anders zu klingen als die Bands der Berliner Schule.

eclipsed: Woher kommt der Bandname Breidablik?

Nielsen: Auch hier wollte ich unsere skandinavischen Wurzeln betonen. Der Name mag für Nicht-Skandinavier etwas exotisch anmuten.

eclipsed: Wie genau kam Håkon Oftung zu Breidablik? Schließlich ist Tusmørke doch eine andere Art von Fisch … nun ja, Musik …

Nielsen: (lacht) Obwohl sein erster Albumauftritt mit Breidablik 2020 im Rahmen von „Omicron“ stattfand, war Håkon für Breidablik immer schon sehr wichtig. Er war derjenige, der mich ermutigte, meine Musik aufzunehmen und zu veröffentlichen, und Breidabliks allererste Veröffentlichung war eine Split-Kassette mit Håkons Hauptband Jordsjø. Er ist ein großartiger Musiker, also bin ich wirklich stolz, ihn an Bord zu haben. Er kann jeden Musikstil spielen und scheint auch jedes erdenkliche Instrument zu beherrschen.

eclipsed: „Klangmajor“ Morten Birkeland Nielsen klingt, nun ja, leicht komisch. Woher stammt dieser Name – gibt es irgendeinen Bezug zum schrägen Humor von Monty Python?

Nielsen: (lacht lauthals) Der „Klangmajor“ war einfach etwas, das mir eines Tages in den Sinn kam, als ich mit dem Hund spazieren ging. Es klang wirklich dumm, also entschied ich mich, es auf dem Album zu verwenden. Ich dachte, niemand würde es merken. Es ist eine Ableitung des norwegischen Ausdrucks „Klossmajor“, der eine ungeschickte Person meint, also schätze ich, dass ich genau das bin … eine tapsige, aber „klangvolle“ Person!

eclipsed: Dein Stil liegt irgendwo zwischen klassischer Berliner Schule, Ambient, Minimal Music und Prog. Wie definierst du selbst dieses eigenartige Gemisch?

Nielsen: Bergen School natürlich! Nein, Spaß beiseite, die Definition der Musik innerhalb eines bestimmten Genres ist wirklich nicht so wichtig. Ich schreibe einfach Songs und schaue, wohin mich der Prozess führt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nächste Album ganz anders sein wird als „Alduorka“.

eclipsed: Apropos … was sind deine musikalischen Einflüsse?

Nielsen: Ich höre Metal – alles, von den klassischen Black Sabbath bis hin zu extremem Metal –, seit ich mehr oder weniger ein Kleinkind war, und entdeckte progressive Musik in meiner frühen Jugend. Die einzigen Musikrichtungen, die ich nicht mag, sind Reggae, Rap und gewisse Country-Arten. Tangerine Dream und Klaus Schulze sind natürlich sehr wichtig für Breidablik wie für alle, die elektronische Musik komponieren. Aber ich möchte auch Michael Hoenig, Robert Schroeder, Mark Shreeve und Rolf Trostel als einige meiner anderen Inspirationsquellen erwähnen.

eclipsed: Ist „Alduorka“ färöisch für „Wellenenergie“? Wenn ja, warum hast du diesen Begriff als Albumtitel genommen?

Nielsen: … Richtig. Ich hatte „Wellen/Wellenenergie“ als konzeptuellen Ausgangspunkt beim Komponieren der Musik gewählt und wollte einen Titel, der dieses Konzept widerspiegelt. Ich denke, dass „Alduorka“ ganz gut zur Musik passt, da es die vier „Wellen“-inspirierten Songs mit den beiden energischeren Songs „Orka I“ und „Orka II“ kombiniert.

eclipsed: Der Longtrack „Alda“ steht für euren originellen Stilmix, ein dampfendes, elektronisch aufgeladenes Gebräu – wie hast du diesen Track aufgebaut?

Nielsen: Ich hatte schon seit einiger Zeit Erfahrungen mit polyrhythmischen Sequenzen gemacht, und dies führte zum Eröffnungsabschnitt von „Alda“. Um einen Kontrast zu schaffen, entschied ich mich, diesem lebhaften Beginn im zweiten Teil einen eher statischen Ambient-Synth-Sound folgen zu lassen. Der dritte und letzte Abschnitt war das Ergebnis einer Improvisation um eine Sequenz herum, die ich vor einigen Jahren machte. Ich liebe Håkons Gitarrenarbeit hier wirklich und bin sehr zufrieden mit dem „orchestralen“ Ende, das Waldhörner und Pauken beinhaltet.

eclipsed: „Orka“ ist zweiteilig und sehr an Tangerine Dream angelehnt – Absicht?

Nielsen: Ich würde sagen, „Orka I“ ist mehr Space Rock à la Hawkwind als Tangerine Dream. Es hat wirklich Spaß gemacht, diesen Track aufzunehmen. Was „Orka II“ betrifft, wollte ich aber tatsächlich etwas Ähnliches wie Tangerine Dreams „Love On A Real Train“ machen. Das heißt: natürlich kein ähnliches Lied, aber etwas, das die gleichen Emotionen und Gefühle hervorrufen könnte. Trond verdient große Anerkennung für seine Schlagzeugparts. Er brachte diese beiden Songs auf eine andere Ebene.

eclipsed: Andere Tracks wie „Rán“ und „Himinglæva ok Kolga“ muten eher wie Klanglandschaften skandinavischer Fjorde und Berge an …

Nielsen: Ich habe selbst nicht wirklich viel darüber nachgedacht, aber die „skandinavischen Einflüsse“ wurden in mehreren Rezensionen hervorgehoben. Da ich aus Westnorwegen komme, sind Berge und Fjorde ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens, also denke ich, dass es unvermeidlich ist, dass die Musik von der Natur, die mich umgibt, beeinflusst wird. Und wie oben erwähnt, ist mein skandinavisches Erbe ein wichtiger Teil von Breidablik.

eclipsed: Was sind deine nächsten Pläne?

Nielsen: Wir haben mit Jordsjø bereits einen über 20-minütigen Song für das kommende Split-Album „Kontraster“ aufgenommen. Wenn alles wie geplant läuft, wird es noch in diesem Jahr oder Anfang 2023 veröffentlicht.

Interview: Walter Sehrer