COLLAGE - Endzeit-Prog

11. Mai 2023

Collage

COLLAGE - Endzeit-Prog

Wir schreiben den 9. April 2023: den Tag vor jenem, an dem Wojtek Szadkowski seinen 59. Geburtstag begehen darf. Der Mann aus Warschau ist Schlagwerker, vor allem aber Hauptkomponist der polnischen Neoprog-Legende Collage. Im Telefoninterview mit eclipsed gibt er mit donnerndem Organ Auskunft zum aktuellen Album des Quintetts, „Over And Out“. Präziser ausgedrückt: Szadkowski hält Hof.

Mit ihrem neuen Meilenstein „Over And Out“ beweisen Collage, dass die fünfköpfige Band weiterhin zu den Prog-Koryphäen Mittel- und Osteuropas gehört. Wojtek Szadkowski ist seit 1984 an Bord und damit eines der Gründungsmitglieder, zwei weitere Musiker sind bereits seit 1993 bei dem Neoprog-Urgestein. Gitarrist und Mitgründer Mirek Gil, der bei der Reunion 2013 noch dabei war, hat sich hingegen von dem Kreativfrachter verabschiedet, was dessen Innovationsstrom aber nicht zum Erliegen brachte. Zum finalen Track des neuen Albums, „Man In The Middle“, steuerte gar Marillion-Zampano Steve Rothery ein standesgemäßes Fünf-Minuten-Gitarrensolo bei. Vorhang auf!

eclipsed: Die Medien verorten euch in der Neoprog-Ecke. Fühlt ihr euch dort zu Hause?

Wojtek Szadkowski: Auf keinen Fall! Ich vergleiche mich niemals mit anderen Musikern und lasse mich mit keinem anderen vergleichen. So etwas würde meine Kreativität völlig blockieren. Mein Anspruch ist jedoch, ständig einen Neuanfang zu wagen, jeden Tag. So etwas gelingt mir nur ohne jegliche Rückschau.

eclipsed: Euer Sound ist seit jeher unglaublich dramatisch.

Szadkowski: Drama ist nicht der richtige Ausdruck dafür. Auch Melancholie trifft es nicht. Je länger wir die Sache durchziehen, desto schlimmer wird es. Ich kokettiere an dieser Stelle nicht. Vielmehr stelle ich grimmig fest, wie schwer es uns fällt, neue Melodien zu entwickeln, wie schmerzhaft es ist. Unsere Melodien leben, indem wir sie leben. Es ist besonders heftig für mich, Texte zu verfassen. Beim Verse-Schmieden tauche ich dermaßen tief in deren Innenleben ein, dass es oft nicht auszuhalten ist.

eclipsed: Somit ist also kein bisschen Melancholie in den Kompositionen von „Over And Out“?

Szadkowski: Wofür steht „Melancholie“? Wenn man sie gleichsetzt mit Verzweiflung und abgrundtiefer Traurigkeit, dann darf man uns in der Tat als „Melancholiker“ bezeichnen.

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