Der Circus Maximus ist ein magischer Ort mit einer spirituellen Atmosphäre. Er war das größte Stadion für Wagenrennen im alten Rom und bot Platz für nicht weniger als 150.000 Zuschauer. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem 6. Jahrhundert vor Christus. Danach ließen verschiedene Kaiser das Stadion erweitern beziehungsweise wiederaufbauen. Heute ist es ein öffentlicher Park, in dem Konzerte mit Zehntausenden Besuchern stattfinden. In diesen Ruinen ist David Gilmours neues Opus „Live At The Circus Maximus, Rome“ entstanden.
Als David Gilmour 2024 nach langer Konzertpause wieder auf Tour ging, waren es ausschließlich legendäre Orte wie der Circus Maximus, an denen er seine edlen Solo-Stücke und Pink-Floyd-Klassiker präsentieren wollte. „Auf dieser Tour haben wir nur vier Städte besucht. Ich möchte nämlich nicht mehr so viel reisen, aus dem Koffer leben, jeden Tag fliegen und so weiter. Es ist also eine etwas egoistische Wunschvorstellung, dass die Leute zu mir kommen, anstatt umgekehrt“, sagt der Weitgereiste. Gilmour spielt gern an Stätten wie dem Circus Maximus, der Royal Albert Hall, dem Madison Square Garden oder der Hollywood Bowl: wegen der visuellen Attraktivität, aber auch, weil er eine Verbundenheit mit dem jeweiligen Ort und dessen Geschichte spürt. Deshalb hat er seinen Manager und seine Agentur beauftragt, schöne Lokalitäten zu finden.
Dazu gehören theoretisch auch Orte der jüngeren Geschichte wie die Werften von Danzig. Wenn die 79-jährige Rocklegende schon auftritt, dann soll es auch ein Fest für Augen und Ohren werden. „Verglichen mit den Studioversionen haben all die Songs ein ganz anderes Leben auf der Bühne“, findet Gilmour. „Die Freude, Musik live zu spielen, ist enorm. Die Sachen wurden im Studio konstruiert, wir haben so lange daran gearbeitet, bis wir dachten, dass wir alles aus ihnen herausgekitzelt hätten. Aber live ist das ein ganz anderes Erlebnis. Ich habe nie wirklich verstanden, wieviel das Publikum dazu beiträgt. Es tut es aber. Es gibt Abende, an denen du spürst, wie sehr die Leute mitgehen. Ich konnte noch nie erklären, was genau dieser Vibe ist, den wir verströmen und den das Publikum aufnimmt.“
In memoriam Rick Wright
David Gilmour findet, ein Stück wie „A Boat Lies Waiting“ könne man nicht singen, ohne an das Thema des Songs zu denken. In diesem Fall ist es Rick Wright. „Er ist sehr präsent, wenn ich das singe. Es sind aber auch geniale Lyrics von Polly [Samson; Anm.].“ Erst sie gäben dem Song diese emotionale Kraft, ist Gilmour überzeugt. Bei manchen Live-Stücken trifft der Sänger zwar nicht immer die richtigen Töne, aber seine durchdringenden Gitarren-Soli gleichen das wieder aus. Mit ihm auf der Bühne stand seine 23-jährige Tochter Romany. Es ist eine weit verbreitete Ansicht, dass sich die Stimmen von Familienmitgliedern auf besondere Weise miteinander vermischen. „Ich finde tatsächlich, dass Romanys Stimme besonders gut mit meiner harmoniert“, flötet Gilmour. Sie bringe eine gewisse Verspieltheit und Spaß in die Live-Performance. „Als sie mit mir auf der Bühne ‚The Piper’s Call‘ gesungen hat, war das einfach fantastisch.“ ...