THE DEAD DAISIES - Band mit eingebauter Drehtür

5. Oktober 2022

The Dead Daisies

THE DEAD DAISIES - Band mit eingebauter Drehtür

Neben Bandgründer David Lowy gehören Glenn Hughes und Doug Aldrich mittlerweile zum Stammpersonal der DEAD DAISIES. „Radiance“, das neue, sechste Studioalbum, ist ein weiterer Baustein in Richtung eigenständiger Bandsound, auch wenn das Line-up noch immer beständig im Fluss ist. Selbst ein Glenn Hughes musste es hinnehmen, während seiner Covid-Erkrankung im Sommer kurzerhand für einige Konzerte durch einen anderen Sänger ersetzt zu werden.

Als der australische Milliardär und Hardrockgitarrist David Lowy 2013 das dringende Bedürfnis verspürte, eine neue Band ins Leben zu rufen, tat er sich zunächst mit dem neuseeländischen Sänger Jon Stevens (Noiseworks, INXS) zusammen. Doch schnell sollte sein Projekt, bei dem er selbst den Part des Rhythmusgitarristen übernimmt, einen internationaleren Touch erhalten. Wenn man sich die Liste der Musiker vergegenwärtigt, die seitdem mit den Dead Daisies im Studio oder live unterwegs waren, erscheint es nicht übertrieben, von einer Band mit eingebauter Drehtür zu sprechen. Durch die gingen in der Vergangenheit u. a. schon Richard Fortus, Frank Ferrer und Dizzy Reed von Guns N’ Roses, Darryl Jones (The Rolling Stones), Marco Mendoza (Thin Lizzy, Black Star Riders), Ex-Mötley-Crüe-Sänger John Corabi, Deen Castronovo (u. a. Journey) und Tommy Clufetos (u. a. Ozzy Osbourne, Black Sabbath).

So mutet es fast erstaunlich an, dass seit immerhin drei Jahren Sänger und Bassist Glenn Hughes (Deep Purple, Black Sabbath) und Leadgitarrist Doug Aldrich (Whitesnake, Dio) in der Gruppe für ein wenig Konstanz und Eigenständigkeit sorgen. Letztere zeigt sich vor allem auf den von Hughes und Aldrich dominierten Alben „Holy Ground“ (2021) und „Radiance“, ihrem jüngsten Streich. Der Posten des Drummers dagegen gleicht weiter dem Platz in einem Karussell: Nachdem auf „Holy Ground“ noch Castronovo getrommelt hatte, übernahm anschließend Clufetos für einige Konzerte seinen Part, ehe Brian Tichy zum zweiten Mal in die Band zurückkehrte. Genauso wenig erstaunte es, dass der mitten auf der europäischen Sommertour an Covid-19 erkrankte Hughes kurzfristig durch Dino Jelusick ersetzt wurde, der u. a. bei Whitesnake als Keyboarder und Backgroundsänger mitwirkt.

eclipsed: Glenn, bist du wieder fit? Mit 71 bist du immerhin ein Hochrisikopatient.

Glenn Hughes: Mich hatte es total umgehauen, aber nun bin ich gesundheitlich wieder voll auf der Höhe. 

eclipsed: Stand es sofort fest, dass ihr für den Rest der Tour mit einem anderen Sänger weitermachen würdet?

Doug Aldrich: Wir hatten diese Europatour als Supportact von Foreigner und Judas Priest und mit eigenen Headlinergigs so oft verschoben, dass wir uns gesagt haben: „Es sollte weitergehen.“ Zum Glück konnte Dino Jelusick innerhalb eines Tages vor Ort sein und die Songs einstudieren, sodass wir fast nahtlos damit fortfahren konnten.

eclipsed: Songs wie „Mistreated“ oder „Burn“, die nicht zuletzt wegen Glenn in der Setlist standen, hatte Dino vermutlich sowieso drauf – auch wenn er sie eher in der Art der David-Coverdale-Originalversionen von Deep Purple singt.

Aldrich: Jeder Sänger bringt seine eigene Persönlichkeit mit zu den  Daisies, und unser moderner, aber klassisch orientierter Hardrock erlaubt es, solche kurzfristigen Schwenks zu unternehmen.

Hughes: Dino ist fantastisch, und wenn man sich den Dead Daisies anschließt, weiß man, dass man nur für eine gewisse Zeit Teil von ihrer Geschichte sein wird – so wie bei Purple, da gab es auch ein Vor- und Nach-meiner-Zeit. So wird das auch bei den Daisies sein.

eclipsed: Aber Glenn, willst du gar nicht auf meine Provokation eingehen, dass Dino die Purple-Songs eher wie Old Cov und nicht wie du singt?

Hughes: „Mistreated“ ist im Studio, weil Blackmore es so wollte, nur von David eingesungen worden, aber in „Burn“ sind sowohl David als auch ich zu hören – etwas, das es bei Purple vorher und nachher so nicht gegeben hat. Das ist das Alleinstellungsmerkmal von Mark III und Mark IV. Aber es stimmt, Dinos Stimme ist Davids ähnlicher als meiner, sodass es einfach Sinn ergab, das Ganze so zu interpretieren.

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