Wer die britische Band Elbow zu kennen meint, wird von ihrem neuen Album „Audio Vertigo“ überrascht sein. Denn nichts ist mehr wie zuvor. Guy Garvey und Co. vollziehen eine komplette Kehrtwende und kehren vor ihre Anfänge zurück.
Guy Garvey ist eine Frohnatur. Der Elbow-Frontmann erzählt gern und lacht noch viel lieber. Das war nicht immer so, denn nach familiären Verlusten, Brexit und den Folgen der Isolation war seine Stimmung zur Zeit des letzten Albums „Flying Dream 1“ nachdenklich bis gedrückt. Doch inzwischen hat er allen Grund zur Freude, denn das neue Elbow-Opus „Audio Vertigo“ ist das komplette Gegenteil. Umso mehr, als der Band so etwas wie ein künstlerisches Paradoxon gelingt. Normalerweise stellen Musiker und Gruppen ihr Debütalbum an den Anfang ihrer Laufbahn. Denn da wissen sie noch nicht, ob es zu einer zweiten Veröffentlichung kommen wird, und packen oft alles, was sie bis dahin jemals zu sagen hatten, in diese eine Produktion. Elbow hingegen forcierten immer sehr gezielt die Richtung ihrer Alben.
Erst jetzt, 23 Jahre und 10 Platten nach ihrem Entrée, erlauben sie sich ihr Debütalbum, auf das sie alles draufpacken, was raus muss. Es geht um keine bestimmte Richtung oder Message, sondern rundum um alles. In gewisser Weise ist „Audio Vertigo“ das Post-Post-Covid-Album der Band. „Es ist auf jeden Fall eine Reaktion auf den Fakt, dass wir wieder zusammen in einem Raum sein dürfen“, bestätigt Guy Garvey lachend. „Unser Drummer Al [Alex Reeves; Anm.], der schon seit sieben Jahren bei uns ist und jetzt das vierte Album mit uns einspielte, hat sich erstmals am Prozess des Songwritings beteiligt. Das hat viel verändert. Wir konnten es kaum erwarten, wieder zusammenzukommen. Alles ging ganz schnell. Wir probierten viel aus. Vier Songs des Albums sind in einer einzigen Morgen-Session entstanden. Es ging darum, den Spaß und die Spontaneität festzuhalten und dann nicht mehr allzu viel daran rumzuwerkeln.“