Seit Roine Stolt 2019 die Flower Kings reaktivierte, erschien beinahe jährlich ein neues Album der schwedischen Prog-Institution, zuletzt der Konzertmitschnitt „Live In Europe 2023“. Das aktuelle Studiowerk hört auf den griffigen Namen „Love“ und ist – untypisch für die Band – keine Doppel-CD, bietet aber mit einer Spieldauer von 75 Minuten dennoch eine Menge neues Material. Wir sprachen kurz vor Frühlingsbeginn mit Roine Stolt.
eclipsed: Der Titel eures neuen Albums „Love“ erinnert sofort an euer 2007er Studiowerk „The Sum Of No Evil“ – was ja auch soviel heißt wie „Liebe“ …
Roine Stolt: … und du fragst dich sicherlich: Warum jetzt dieser Titel? Nun, meine Frau steht morgens früher auf als ich und schaut fern, und dabei hört sie, dass immer irgendwo was passiert – wobei nicht klar ist, ob die großen Politiker, von denen man hört, auf Frieden oder Liebe aus sind. Ich selbst habe das Gefühl, dass es heute noch mehr Zerstörung und Gier gibt. Daher schien mir der Titel „Love“ in dieser turbulenten Zeit angemessen, wobei auch das Artwork von Catrin Welz-Stein eine Rolle spielte, die schon das Cover unseres letzten Live-Albums gestaltet hatte. Beim Durchsehen ihrer Arbeiten stieß ich auf das Bild eines Typen, der wie einer der starken Männer aussah, die im 18. Jahrhundert in Zirkussen auftraten. Er hatte auch viele Tätowierungen auf seinem Körper, und eines davon war das Wort „Love“.
eclipsed: Auf diesem Album gibt es eine neue Besetzung, wobei euer Tour-Keyboarder Lalle Larsson mittlerweile offizielles Mitglied ist. In unserem letzten Interview hast du erzählt, dass es zu teuer gewesen war, seinen Vorgänger Zach Kamins aus den USA einzufliegen. Mit Lalle ist das Proben und Aufnehmen vermutlich sehr viel einfacher.
Stolt: Definitiv! Ich kenne Lalle schon 15 oder 20 Jahre und bin immer sehr gut mit ihm ausgekommen. Lalle hat die Flower Kings dank seiner technischen Fähigkeiten noch mal auf ein neues Level gebracht, und er komponiert auch selbst.
eclipsed: Du hast in deinen Songs des Öfteren die aktuelle Weltlage angesprochen, so auch beim neuen Album. Beim Schlusstrack „Considerations“ singt Hasse Fröberg, dass sich die Geschichte wiederholt, obwohl die Menschen geschworen haben, dass es dazu nicht kommen wird – offensichtlich eine Anspielung auf rechte Populisten und deren Gedankengut.
Stolt: Der Text zu diesem Song stammt von meinem Bruder Michael und Jannica Lund, die auf mehreren unserer Alben gesungen hat. Ich telefoniere oft mit meinem Bruder, und die von dir genannten Themen sind dabei dauernd präsent.
