Seit sich die Flower Kings im Jahr 2018 reformierten, sind die schwedischen Vorzeige-Progger wieder schwer aktiv. Nach „Waiting For Miracles“, „Islands“ und „By Royal Decree“ präsentieren Bandboss Roine Stolt und seine Mannen mit „Look At You Now“ das vierte Album innerhalb von nur vier Jahren. Dieses bietet die gewohnte Mischung aus hochmelodiösen Retro-Prog-Songs, die auch mal verspielt oder jazzrockig daherkommen. An Ideen scheint es der Band jedenfalls nicht zu mangeln, wobei Roine Stolt wie immer die Zügel in der Hand hält, aber auch gerne das Urteil seiner Bandkollegen akzeptiert, wenn diese einen Song für besonders gelungen halten.
Zurück in die Vergangenheit oder vorwärts in die Zukunft? War auf den frühen Flower-Kings-Alben eher Ersteres der Fall gewesen, präsentierte sich die Band aus Schweden auf ihrem siebten Studiowerk „Unfold The Future“, das am 5. November 2002 erschien, durchaus zukunftsorientiert. Während weiterhin symphonische Prog-Tracks im Mittelpunkt standen, flirtete sie diesmal überdies mit energiegeladenem Jazzrock und sogar mit World-Music-Einflüssen. Obendrein verewigten Roine Stolt (voc, g, key), Hasse Fröberg (voc, g), Tomas Bodin (key), Jonas Reingold (b) und Zoltan Czörsz (dr) unterstützt von vier Gastmusikern auf der rund 140-minütigen Doppel-CD auch mehrere freie Jams. Unterm Strich ist „Unfold The Future“ neben „Stardust We Are“ (1997) das wichtigste Flower-Kings-Album. Es hob sich durch seine Experimentierfreudigkeit vom Gros der damaligen Prog-Konkurrenz ab und klingt noch heute frisch und dynamisch. Wir sprachen mit Bandgründer Roine Stolt über die Entstehung des Mammutwerks.
Mit dem Doppelalbum „By Royal Decree“ besinnen sich die Flower Kings auf ihre glorreichen Tage Mitte der 1990er-Jahre zurück, als die Schweden mit „Back In The World Of Adventures“, „Retropolis“ und „Stardust We Are“ bessere Yes-Platten herausbrachten als die Prog-Legende selbst. Roine Stolt, der die Band vor 28 Jahren ins Leben rief, erwies sich im Interview mit eclipsed einmal mehr als überaus freundlicher Zeitgenosse und verriet u. a., warum für das neue Werk teils auf alte Songideen zurückgegriffen wurde und was es mit der teils ungewöhnlichen Instrumentierung und den Texten auf sich hat.
„Islands“, das 14. Album der Flower Kings, ist bereits der sechste Doppeldecker der schwedischen Prog-Formation – und das laut Band-Mastermind Roine Stolt völlig unbeabsichtigt. Wie er im Interview ausführt, entstand der mehrdeutige Titel auf einer Reise nach Afrika.
Ein Vierteljahrhundert existieren die Flower Kings mittlerweile. Wenn man bedenkt, dass Bandchef, Sänger und Gitarrist Roine Stolt daneben auch noch in verschiedenen anderen Projekten wie Kaipa, Transatlantic, The Tangent oder The Sea Within die flinken Finger im Spiel hat bzw. hatte, sind 14 Studioalben in diesem Zeitraum eine beachtliche Zahl, auch wenn er offenbar aus einem wahren Füllhorn musikalischer Ideen schöpfen kann. Trotz Corona-Krise geht es dem Schlacks aus dem schwedischen Uppsala „blendend“, wie er während des Telefongesprächs betont: „Warum sollte ich also kürzer treten, wo es mir so viel Spaß bringt, mich beinahe täglich im Studio aufzuhalten und an neuen Ideen zu feilen?“
Es ist gar nicht so einfach, Roine Stolt an die Strippe zu bekommen. Der umtriebige 63-Jährige ist mit seinen diversen Bands und Projekten zu beschäftigt. Zuletzt nahm er neue Stücke mit Transatlantic auf. Als das Telefongespräch endlich zustande kommt, ist er – natürlich – in seinem Studio in Stockholm.
eclipsed: Kannst du denn schon etwas Neues von Transatlantic verkünden?
Stolt: Ganz sicher ist es noch nicht. Aber wir hoffen, dass wir in etwa einem Jahr ein neues Album am Start haben werden.
eclipsed: Du hast so viele Bands und Projekte. Weißt du, wenn du aufstehst, eigentlich immer gerade, was an diesem Tag ansteht?
Stolt: (überlegt lange) Nicht wirklich. Heute zum Beispiel habe ich lange mit der Plattenfirma telefoniert, da ging es um Transatlantic. Dann gab es ein Gespräch mit den Promotern der Flower Kings wegen unserer anstehenden Japan-Tour. Und jetzt telefonieren wir.
Auch wenn es die Flower Kings, eine der wichtigsten Retro-Progbands der Neunzigerjahre, nicht mehr gibt: Kreativkopf Roine Stolt ist aktiv wie eh und je. Unter dem etwas sperrigen Projektnamen Roine Stolt’s The Flower King hat der Schwede für „Manifesto Of An Alchemist“ mehrere (Ex-)Blumenkönige sowie Kollegen aus anderen Gruppen zusammengetrommelt. Mit ihnen hat er ein gewohnt vielfältiges Album aufgenommen, dessen Texte auffällig oft die Weltlage reflektieren.
Zum Zeitpunkt des Interviews steckt Roine Stolt mitten in den Vorbereitungen für die Tourproben, die in seiner Heimatstadt Uppsala stattfinden. Dabei plaudert der 62-Jährige ganz entspannt über das aktuelle Album, aber auch darüber, wieso die Flower Kings in eine Sackgasse geraten sind. „Manifesto Of An Alchemist“ ist deshalb auch als künstlerisches Statement zu verstehen, mit dem Stolt die Tugenden der Original-Flower-Kings nochmals zum Leben erwecken möchte.
Mit The Sea Within hat Roine Stolt ein veritables Allstar-Ensemble – mit Mitgliedern von The Flower Kings, Pain Of Salvation und The Aristocrats – um sich geschart. Namen wie Daniel Gildenlöw, Marco Minnemann oder Jonas Reingold lassen die Erwartungshaltung bei Fans progressiver Musik hochschnellen. Der Bandinitiator ist sich dessen bewusst und versucht daher, den Ball flach zu halten. Was gar nicht nötig wäre, denn das selbstbetitelte Debüt ist ein stilistisch vielseitiges Doppelalbum zwischen Prog, Artpop, Jazzrock und Filmmusik, bei dem die Spielfreude der Beteiligten deutlich spürbar ist.
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