Snowy White gehörte nie zu jenen schillernden Rock-Persönlichkeiten, die ihre gitarristischen Fähigkeiten mit effektheischenden Posen untermalen. Das irritierte vor allem während seiner Zeit bei Thin Lizzy (1980 bis 1982), denn neben dem anderen Gitarristen Scott Gorham und dem charismatischen Frontmann Phil Lynott vermissten die Fans einen gewissen Showeffekt. „Snowy ist der unterschätzteste Musiker von Lizzy. Während ich oft total stoned neben ihm auf der Bühne stand und außer Posen nichts zustande brachte, rettete er uns musikalisch. Ein fantastischer Gitarrist“, kommt denn auch Gorham noch heute ins Schwärmen.
Und selbst Roger Waters, in dessen Band er während zahlreicher Konzertreisen spielte und der ihn seit Pink Floyds Tourneen zu „Animals“ (1977) und „The Wall“ (1980/81) als zweiten Live-Gitarristen neben Gilmour schätzen lernte, ist voll des Lobes. Beim Interview für ein White-Soloalbum während einer Waters-Tour in den Nullerjahren trat Waters an unseren Tisch und fragte nicht nur, ob wir gleich mit zum Essen kommen würden, sondern meinte zudem ungefragt: „Lass dich von seinem Understatement nicht beeindrucken. Er ist der zweitbeste Gitarrist, mit dem ich je in einer Band spielte!“ Auf die spätere Rückfrage, wer denn der beste sei, mit dem er je zusammengearbeitet habe, kam die lakonische Auskunft: „Wenn man Snowy in der Band hat, braucht man den anderen Gitarristen nicht …“
eclipsed: Gehörte Diplomatie für dich während deiner Zeit bei Thin Lizzy und Pink Floyd bzw. Waters stets zum Anforderungsprofil?
Snowy White: Wenn man sich selbst nicht als Mittelpunkt der Welt sieht, dann erleichtert es die Zusammenarbeit in solchen Bands doch ungemein.
eclipsed: Aber Understatement beiseite: Im Rückblick auf deine Karriere hast du doch einiges richtig gemacht …
White: Ich bin zufrieden damit. Das Album mit Rick Wright [„Wet Dream“, 1978; Anm.] mag ich sehr, und ich habe mit großartigen Gitarristen gespielt. Okay, Scott Gorham war vielleicht nicht in der Form seines Lebens, aber David Gilmour war inspirierend und hatte kein Problem damit, mir Soloanteile abzugeben. Ich habe mit Mick Taylor gespielt und auch mit meinem Idol Peter Green.
eclipsed: „In The Skies“ hieß das Album mit Peter. 1977 aufgenommen und 1979 erschienen.
White: Ja, Peter war noch nicht wieder ganz fit. Aber es war ein Erlebnis, auf einem seiner Alben mitzuspielen und auch Soloparts zu bekommen. Wir waren bis zu seinem Tod 2020 gut befreundet ...
