Eric Clapton, Jimi Hendrix, Jimmy Page, Keith Richards – all die großen Gitarristen der klassischen Rockära verbindet etwas, ohne das eine Erfolgsstory im Popgeschäft nicht denkbar ist: Hits. Jeff Beck muss da passen. Nicht einmal ein Gitarrenriff für die Ewigkeit wie etwa das von „Smoke On The Water“ oder doch wenigstens ein Solo wie das in Pink Floyds „Comfortably Numb“ könnte er für sich reklamieren. Der einzige Hit, den er je verbuchen konnte, war „Hi Ho Silver Lining!“, ein obskurer Bierzeltschunkler von 1967, den Produzent Mickie Most verbrochen hatte, um den Gitarristen zum Solostar aufzubauen.
Nur widerwillig hatte Beck seinen Vokalpart ins Mikro gebrummt, dennoch hatte es die Single wundersamerweise in die Hitparaden geschafft. Inzwischen hat die Popgeschichte gnädig den Mantel des Vergessens über dieses Kapitel von Becks Karriere gebreitet, der ein solches Experiment nie wieder hat mit sich machen lassen. Auf dem Markt der musikalischen Eitelkeiten, Sensationen und spektakulären Geniestreiche ist Beck kaum je auffällig geworden, und das mit dem Singen überließ er lieber seiner Gitarre. Berühmt wurde er ohnedies.
Sonderfall in der Rockgeschichte
Jeff Beck ist ein Sonderfall in der Rockgeschichte. Immer tat er das, was er bei erfolgsorientierter Betrachtung der Dinge besser hätte sein lassen: Die Jeff Beck Group, gerade auf dem Sprung zu Starruhm und mit späteren Superstars wie Rod Stewart und Ron Wood gespickt, fuhr er kalt lächelnd vor die Wand. Als dann alle anderen ihre Verstärker aufdrehten, Hardrock, Heavy Metal und Prog spielten, brachte er instrumentale Fusionalben heraus und arbeitete mit Jazzern wie Jan Hammer. Als ehemalige Weggefährten wie Wood, Page oder Clapton durch die Stadien dieser Welt tourten und dabei mit alten Hits kräftig Kasse machten, schlug Beck ein Angebot, mit seinem langjährigen Kumpel Rod Stewart auf Tournee zu gehen, aus, zog stattdessen daheim in der eigenen Werkstatt den Blaumann an, schnappte sich einen Schraubenschlüssel und restaurierte Oldtimer.
Sein Ruf als Gitarrengenie hat darunter nie gelitten. Im Gegenteil: Mit höchst eigenwilliger, zumeist instrumentaler Musik füllt er auch heute noch die Hallen, gilt als Kultmusiker und genießt in Kollegenkreisen größeren Respekt denn je. Beck spielt in seiner eigenen Liga, was beweist, das jenseits allen Marketings, aller Chartlisten und allen Glamours am Ende doch nur eins zählt: die Musik.
Geboren am 4. Juni 1944 in Wallington, einem südlichen Vorort von London, hörte Beck schon als Teenager nicht nur angesagten Gitarrenhelden wie Scotty Moore von Elvis Presleys Band oder Buddy-Holly-Sideman Cliff Gallup zu, sondern auch dem vergleichsweise unhippen Tüftler Les Paul. Der erfand bereits in den frühen 1950er-Jahren Maschinen und Apparaturen, mit denen sich Klänge elektronisch manipulieren ließen, und schichtete mittels primitiver Overdub-Technik mehrere Aufnahmespuren übereinander, womit er für damalige Hörgewohnheiten geradezu futuristische Klangwelten schuf. Ein Einfluss, der für Jeff Becks weiteren Weg als Musiker kaum zu überschätzen ist.