KLAUS MEINE - Leben zwischen Wedemark und Mexico City

1. Juni 2018

Klaus Meine Scorpions

KLAUS MEINE - Leben zwischen Wedemark und Mexico City

Siebzig ist Klaus Meine am 25. Mai geworden. Und obwohl die Scorpions vor einigen Jahren verkündeten, dass die Band aufs Altenteil geht, ist das Gegenteil der Fall. Als wir ihren Frontmann treffen, sitzt er schon wieder auf gepackten Koffern für eine Minitour durch Mexiko. Und der Mann mit der Lederkappe, die seit etlichen Jahren sein schütter gewordenes Haupt bedeckt, ist auch nach einem halben Jahrhundert in Diensten der Hardrockformation immer noch aufgeregt und euphorisch, wenn es auf Konzertreisen geht. In einem exklusiven Gespräch zu seinem runden Geburtstag blickt der weltweit gefeierte Star für uns zurück auf sein Leben im Business.

Gespräche mit Klaus Meine nehmen rasch den Charakter eines Austauschs unter alten Bekannten an. Dabei ist es egal, ob man ihn zuhause oder auf Tour anruft. Aber ganz besonders gilt es, wenn man dem frisch gebackenen 70-Jährigen persönlich gegenübersitzt: in einem Berliner Nobelhotel bei Promotagen für ein neues Album, backstage, auf einer Studiocouch in Holland oder wie diesmal in einem Restaurant zum Abendessen. Meine, der in diversen Fernsehinterviews schon mal betont lässig auftritt, aufgesetzt cool wirkt, ist im kleinen Rahmen jemand, der seinem Gegenüber aufmerksam zuhört und humorvoll und selbstkritisch ist. Auch sieht man ihm den Promi-Rock’n’Roller erst auf den zweiten Blick an. „Klaus ist einfach ein verdammt netter und angenehmer Kerl“, sagt Michael Schenker. Der einstige Scorpions-Gitarrist liegt seit einiger Zeit mit seinem Bruder Rudolf im Clinch und posaunt das auch gerne in die Welt hinaus – nur um im nächsten Satz zu betonen, dass er aber keinen Groll gegen „Klausi Mausi“ (Michael Schenker) hege. Besonders groß ist der Niedersachse wirklich nicht, was er aber mit einem gesunden Selbstbewusstsein wettmacht. Ohne allerdings im Gespräch allzu oft darauf herumzureiten, dass er der weltweit bekannteste deutsche Rocksänger ist. Auf den Zwist zwischen den Brüdern will er nicht eingehen, das „sollen die untereinander klären. Ich bin immer gut mit Michael ausgekommen und freue mich, dass er seit Jahren offenbar ohne Substanzen seinen musikalischen Weg geht.“

eclipsed: Nicht nur Michael Schenker hatte seine Probleme mit berauschenden Substanzen. Euer letzter Personalwechsel bei den Scorpions hatte auch diesen Hintergrund.

Klaus Meine: Ich glaube, als wir uns das vorletzte Mal getroffen haben, habe ich noch nicht daran geglaubt, dass wir jemals einen anderen Drummer als James Kottak haben würden.

eclipsed: Zwanzig Jahre war er bei euch, aber 2016 musstet ihr doch die Reißleine ziehen. Obwohl Rudolf sagt, dass James, egal wie voll er war, auf der Bühne stets verlässlich gewesen sei.

Meine: Das stimmt. Jedoch war es besser für ihn, dass wir gesagt haben: Jetzt ist Schluss, James, bekomm dein Leben in den Griff.

eclipsed: Und hat er es in den Griff bekommen?

Meine: Es scheint tatsächlich so, dass er einige Dinge grundlegend geändert hat. Ich habe noch die Tage eine E-Mail von ihm bekommen. Andererseits bin ich doch einigermaßen erstaunt, wie sehr uns unser neuer Drummer Mikkey Dee nun nach vorne peitscht. Obwohl wir musikalisch nie etwas Gravierendes an James auszusetzen hatten.

eclipsed: Mikkey kanntet ihr von gemeinsamen Gigs mit Mötorhead. Allerdings verwunderte es, dass dieser Speed-Drummer zu einer Band wie den Scorpions gewechselt ist.

Meine: Mikkey ist totaler Scorps-Fan und kennt unsere Songs aus dem Effeff. Und die Energie, die er uns mit seinem Drumspiel und seiner gesamten positiven Ausstrahlung gegeben hat, hat uns einen Kick in den Allerwertesten gegeben, sodass wir uns nochmals gesteigert haben.

eclipsed: Michael Schenker hat mir erzählt, dass die Scorpions vor dem gemeinsamen Einstieg von dir und ihm 1969 eigentlich gar keine richtige Rockband waren. Erst ihr hättet dafür gesorgt, dass so langsam daraus die Band wurde, die man ein paar Jahre später auf „Lonesome Crow“ und „Fly To The Rainbow“ erleben konnte.

Meine: Das war auch der Zeitenwechsel Ende der Sechzigerjahre, als man als Band anfing, selber Songs zu schreiben. Vorher wurde halt gerade in Deutschland fast immer nur gecovert. Und Michael war schon immer ein musikalisch kreativer Kopf, der sein eigenes Ding machen wollte. Er war damals sehr begeistert von Rory Gallaghers Taste und Led Zeppelin, das hat klar Spuren hinterlassen. Und sein Gitarrenspiel war schon als Teenager großartig.

eclipsed: Gibt es eigentlich Aufnahmen von Copernicus, der Band in der du zusammen mit Michael vor deinem Scorpions-Einstieg gespielt hast?

Meine: Nein, leider nicht. Oder vielleicht auch besser nicht.

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