Auf dem Album „Hungarian Pictures“ (2019) verwirklichte Musikproduzent Leslie Mandoki die ursprünglichen Ideen der beiden Ex-Soulmates Jon Lord (Deep Purple) und Greg Lake (ELP), nach dem klassischen Vorbild des Ungarn Béla Bartók (statt des Russen Modest Mussorgski – wir erinnern uns an ELPs „Pictures At An Exhibition“ von 1971) eine ambitionierte Fusion aus Prog und Jazz zu kreieren. Hierzu hat er nun mit „Utopia For Realists“ ein sogenanntes „Visual Album“ gemacht, das den Konzertfilm der Soulmates zum 30. Jahrestag des Berliner Mauerfalls mit animierten Gemälden sowie Landschaftsaufnahmen zu einem neuartigen Erlebnis verschmilzt. Mit Animator Gábor Csupó war Mandoki einst 1975 durch den Eisernen Vorhang von Ungarn nach Deutschland geflohen.
eclipsed: Wie waren die Feedbacks aus der Prog-Szene auf „Hungarian Pictures“?
Leslie Mandoki: Die Rückmeldungen waren phänomenal, gerade aus der Prog-Szene. Das ist sicherlich das ambitionierteste und beste Werk von uns. Nach 30 Jahren Soulmates waren wir das unserem Publikum auch schuldig. Musikalisch ist das so besonders, weil der britische Progrock immer mein Teenager-Traum war, wenn ich nur an Jethro Tull, King Crimson oder ELP denke. Gleichzeitig war ich aber auch von der unglaublichen Virtuosität von Fusion-Musikern wie Al Di Meola fasziniert. Das zu verbinden war, ist und bleibt meine Vision, und die wurde am besten bei diesem Album verwirklicht, das die Idee von Greg Lake und Jon Lord umgesetzt hat, die Musik von Béla Bartók neu zu vertonen. Endlich waren dafür die Rechte frei. Leider hatten zuvor Greg und Jon ihren Kampf gegen den Krebs verloren.
eclipsed: Wie kam es zu dieser Konzeption, „Hungarian Pictures“ nochmals sowie als Mixed-Media-Konzert zum 30. Jahrestag des Berliner Mauerfalls herauszubringen? Es hätte doch auch ein reiner Konzert-Video-Release werden können?
Mandoki: Wir haben ja auch das Album selbst neu gemischt, da sind Live-Teile und neue Soli dazugekommen. Die eigentlich neue Idee war allerdings, ein neuartiges „Visual Album“ auf Blu-ray zu machen. Das besteht aus mehreren Elementen, die miteinander ganz neu vermischt wurden: Wir hatten einmal das Konzert selbst und dann Studioaufnahmen zum Album. Zudem sind wir kurz vor der Pandemie in das Gebiet gefahren, wo Bartók diese wunderbaren Volkslieder geschrieben hat, die die musikalische Grundlage waren, und haben mit Drohnen die Landschaft gefilmt. Mein Freund, der Trickfilmer Gábor Csupó, animierte dann noch Ölgemälde dreidimensional, und wir bekamen aufwendige Computersimulationen dazu. Die Leute erhalten etwas ganz Neues: eine einstündige Prog-Suite als visuell animiertes Album.