MIDNIGHT OIL „Wie ein Baby im Sandkasten“

5. April 2022

Midnight Oil

MIDNIGHT OIL „Wie ein Baby im Sandkasten“

Nachdem Midnight Oil zwischen 2002 und 2016 infolge der politischen Karriere ihres Sängers Peter Garrett weitgehend inaktiv geblieben waren, veröffentlichten sie 2020 mit „The Makarrata Project“ ihr erstes Studiowerk seit 18 Jahren. Nun serviert die Band mit dem bei denselben Sessions entstandenen „Resist“ ein wütendes Manifest gegen Klimawandelleugner und Umweltzerstörer. Bitterer Beigeschmack: Es könnte zugleich das letzte Album der Australier sein. Nach der Tour zum 50-jährigen Dienstjubiläum soll jedenfalls Schluss sein mit Liveauftritten.

Ob Bono, Geldof, Gabriel, Sting oder Springsteen – schon viele Musiker setzten sich für die Rettung der Welt ein. Oftmals steht dahinter aber vor allem der Wunsch, durch positive Publicity die eigene Popularität zu steigern. Nicht so bei Peter Garrett: Der 1,93-Meter-Hüne mit der markanten Vollglatze, der einst Jura studierte, war jahrelang in leitender Position bei Greenpeace und anderen Umweltschutzorganisationen aktiv, fungierte zwischen 2007 und 2013 als australischer Umwelt- sowie Bildungs- und Jugendminister und pflegt mit seiner Band Midnight Oil seit jeher die hohe Kunst der rockigen Protestmusik. In Sydney sprach eclipsed mit ihm über das neue Album, die anstehende Tour und die Zukunft der Gruppe. 

Rückkehr zum Rock’n’Roll

eclipsed: Was ist das für ein Gefühl, nach neun Jahren als Abgeordneter und sechs Jahren als Minister wieder ein ganz gewöhnlicher Rocksänger zu sein?

Peter Garrett: Ich komme mir vor wie ein Baby im Sandkasten – frei von allen Verpflichtungen, die damit einhergehen, Teil einer Regierung zu sein. Natürlich war das ein irres Erlebnis, aber das hinter sich zu lassen und zu erkennen, dass das Rock’n’Roll-Herz immer noch schlägt, ist ebenfalls eine tolle Sache, die es zu genießen gilt – insbesondere, wenn man ein Nahtoderlebnis hatte oder länger in der Politik war, was im Grunde dasselbe ist. (lacht)

eclipsed: Hast du die Band vermisst? 

Garrett: Ich habe die Kameradschaft vermisst – das Zusammensitzen, Reden, Musikmachen und Austauschen von Ideen. Es ist nicht so, dass ich der Musikindustrie oder dem Touren nachgetrauert hätte, aber die Jungs in der Band haben mir schon gefehlt. Als ich [2013] aus dem Parlament ausschied, hatte ich nicht unbedingt erwartet, dass wir wieder losziehen würden. Ich hatte gehofft, wir würden vielleicht ein paar Konzerte spielen und ein bisschen jammen. Doch hier sind wir wieder.  

eclipsed: Bassist Bones Hillman ist nach dem Ende der Aufnahmen 2020 verstorben. Wusstet ihr von seiner Krebserkrankung?

Garrett: Nicht wirklich. Er hat sich sehr bedeckt gehalten. Erst als er sofort nach dem Ende der Sessions abgereist ist, um Zeit mit seinem Hund und seiner Ex-Frau zu verbringen, haben wir gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Wir wussten nicht, was es war, aber als wir ihn das nächste Mal wiedersahen, merkte man ihm die Krankheit deutlich an, er konnte sie nicht länger verstecken.

Lest mehr im aktuellen Heft ...