MOTOROWL - Eine Sache der Perspektive

9. April 2024

Motorowl

MOTOROWL - Eine Sache der Perspektive

Die Zeiten zwischen dem Vorgängeralbum „Atlas“ (2018) und der aktuellen Veröffentlichung „This House Has No Center“ waren ereignisreiche für die Thüringer Band. Man tourte ausgiebig, durch Deutschland und Schweden, spielte unter anderem auf dem Fuzz Festival der Truckfighters, war gemeinsam mit Long Distance Calling unterwegs, arbeitete parallel an ersten Demos. 2020 brachte eine Covid-Zwangspause und die Trennung vom Plattenlabel Century Media. Gitarrist und Sänger Max Hemmann erklärt im Gespräch mit eclipsed, welche Vor- und Nachteile die neue Eigenständigkeit hat, und erzählt interessante Details zum neuen Album.

eclipsed: Erzähl doch bitte vom Entstehungsprozess von „This House Has No Center“.

Max Hemmann: Während einer dreitägigen Tourpause in Hamburg haben wir uns einen Proberaum von einer befreundeten Band genommen und dort angefangen, akribisch Songs zu schreiben, aus denen dann recht schnell Demoversionen wurden. Das war Ende 2019. Anfang 2020 haben wir uns überlegt, eine kleine Pause zu machen, die durch Covid dann unfreiwillig länger wurde. Irgendwann wurde uns so krass langweilig, dass wir uns wieder hinsetzten und weiterschrieben. Wir haben dann die ganze Vorproduktion bei mir zu Hause gemacht, Ende 2022 haben wir angefangen, aufzunehmen, und dann viel rumgespielt. Wir konnten uns ja schön Zeit nehmen. Als Allererstes haben wir den Titeltrack geschrieben, „This House Has No Center“. Ich kam auf die Idee, das Ganze zu visualisieren, und habe mich mit einem Artworker („Weem“) zusammengesetzt, mit dem wir schon eine ganze Weile zusammenarbeiten wollten, und das Album-Artwork mit ihm erarbeitet. Mit dem Bild des Hauses konnte ich mich ganz gut anfreunden. Ich habe dann Texte geschrieben, kleine Anekdoten, und die spielen alle in diesem Haus.

eclipsed: Worum geht es? Warum hat das Haus keine Mitte?

Hemmann: Ich habe versucht, über Wahrheit zu schreiben, was sehr schwer ist. Für nichts gibt es eine ultimative Wahrheit. Da ich auch ein sehr politischer Mensch bin und mich sehr gern kopfüber in politische Diskurse schmeiße, habe ich versucht, diese Zwiegespaltenheit, die sich in meinem Kopf auftut, irgendwo in der Platte umzusetzen. (...) Ich will kein zu großes Fass aufmachen. Aber ich finde, der einzige Weg, sein Rückgrat als Person zu bewahren, ist, Antifaschist zu sein. Das heißt nicht, dass man linksextrem sein muss, sondern einfach nur, gegen Faschismus und faschistische Strukturen zu sein. Rückgrat zu zeigen ist mein politischer Anspruch an mich selbst. Mir ist aber bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Wahrheit aufgefallen, dass ich auf keinen Fall politische Songs schreiben will. Das Schöne an unserer Musik ist, dass sie auch Menschen gut finden, die vielleicht mit mir politisch gar nicht konform sind. Ich versuche nur, aus mir heraus zu schreiben.

eclipsed: Es gibt ja zu einigen der neuen Songs bereits Videos ...

Hemmann: Ja, zum Beispiel zu „All Bells Ring“. Das wurde in einem Wald gedreht, wo ich selbst ein kleines Grundstück habe. Dort ist ein recht schönes, verspieltes Musikvideo entstanden. Im Titeltrack „No Center“ spielen wir mit Schärfe und Unschärfe. Zu „Future Nostalgia“ gibt es ein animiertes Video, in dem eine Person auf dem Weg zur Arbeit beschließt, dass sich ihr Leben ändern sollte. Es wird übrigens noch mindestens ein Live-Video geben ...

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