MOTORPSYCHO - Besser als King Crimson?

9. September 2022

Motorpsycho

MOTORPSYCHO - Besser als King Crimson?

Die Zahl ihrer Alben ist bereits ebenso unüberschaubar wie jene der stilistischen Terrains, die sie im Laufe ihrer über 30-jährigen Bandgeschichte für sich erobert haben. Doch noch immer bringen Motorpsycho mit schöner Regelmäßigkeit alle ein bis zwei Jahre ein neues Album heraus. Als wäre das noch nicht genug, ist auf ihrer aktuellen Platte „Ancient Astronauts“ wiederum alles ganz neu.

Der Crimson-Faktor

Schon öfter kamen Motorpsycho in den Gewändern anderer Bands daher, sei es Led Zeppelin oder Deep Purple. Doch bei keiner bisherigen Produktion der norwegischen Überzeugungstäter waren die Reminiszenzen an einen jener klassischen Acts so offensichtlich wie auf „Ancient Astronauts“: Das aus zwei kurzen und zwei langen Tracks bestehende Werk klingt wie das beste Album, das King Crimson nie aufgenommen haben. Robert Fripp müsste vor Neid erblassen, wenn er diese Mellotronteppiche, märchenhaften Vokalpassagen und vertrackten Gitarrengebirge hören würde.

Die Ausgangslage für die Produktion von „Ancient Astronauts“ war für Motorpsycho durchaus ungewohnt, allerdings auch nicht völlig anders als die pandemiebedingte Malaise der meisten anderen Bands auf diesem Planeten: Normalerweise geht jedem Studiotermin der Trondheimer eine Tour voraus. Gitarrist Hans Magnus Ryan, genannt Snah, betont, dass Motorpsycho auf diese Liveauftritte angewiesen seien: Sie seien die Essenz, auf der die Energie und der Einfallsreichtum der Band beruhten. Unmittelbar vor der Produktion der Platte hatten sie immerhin die Möglichkeit, in Norwegen ein paar Gigs mit einem frei improvisierenden Tänzer zu absolvieren, sodass sie für ihr neues Werk nicht komplett aus dem Nichts schöpfen mussten: „Er hat zu einem Song von ‚The All Is One‘ getanzt, aber wir haben auch einen neuen Track für ihn geschrieben, der auf ‚Ancient Astronauts‘ enthalten ist. Insofern sind die beiden Platten durch seinen Tanz miteinander verbunden. Seine Bewegungen waren für uns sehr inspirierend. Der Hauptsong des neuen Albums ist ein 22-minütiges Instrumental, das sehr langsam beginnt, sich dann aber immer weiter steigert.“

Der King-Crimson-Vergleich überrascht Snah nicht, auch wenn er nicht bestätigt, dass es sich dabei um eine bewusste Bezugnahme handelt. Die Band arbeite unentwegt daran, sich in diesen 70s-Rausch hineinzubewegen: „Das bezieht sich nicht nur auf unseren Sound, sondern auch auf unsere Haltung. Wir versuchen, an den Experimentiergeist der großen Bands der 70er anzuschließen. Wir entdecken bestimmte Dinge wieder und ersinnen unsere eigenen Weiterentwicklungen. Viele Instrumentierungen rufen natürlich konkrete Erinnerungen wach, und unser prominenter Einsatz des Mellotrons auf dem neuen Album spricht für sich. Selbst wenn wir wollten, wir können einfach nichts dagegen tun. Das steckt in unserer DNA.“

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