NICK MASON - Späte Genugtuung

NICK MASON - Späte Genugtuung

Seit Jahren ärgert sich Nick Mason über die Soloaktivitäten seiner ehemaligen Bandmitstreiter Roger Waters und David Gilmour, wenn sie dabei das Floyd-Erbe vereinnahmen. Jetzt steigt der Schlagzeuger selbst in den Ring, um den gemeinsamen musikalischen Nachlass auf der Bühne ins rechte Licht zu rücken. Seine Band Saucerful Of Secrets ist ein Mittel zur Frustbewältigung und zur Pflege des psychedelischen Frühwerks, das Waters und Gilmour meiden.

Nick Mason ist ein gemütlicher, redseliger älterer Herr. Ein bisschen pummelig, mit Lachfalten und schütterem Haar. Er dirigiert derzeit mehrere musikalische Großprojekte: sein neues Boxset „Unattended Luggage“, die erste Deutschlandtournee seiner frisch formierten Band Nick Mason’s Saucerful Of Secrets (ab dem 4.9.) und die Eröffnung von „The Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains“ im Dortmunder U (15.9.2018 bis 10.2.2019). Der 74-jährige Engländer ist so beschäftigt wie seit Jahren nicht mehr. Und das genießt er in vollen Zügen, wie sich beim Interview im Londoner Büro seiner Plattenfirma zeigt.

eclipsed: Ende August veröffentlichst du drei remasterte Soloalben unter dem Titel „Unattended Luggage“, unbeaufsichtigtes Gepäck. Das trieft vor Zynismus…

Nick Mason: (lacht) Ja, sie wurden einfach vergessen, sie wurden irgendwo abgestellt und fast vierzig Jahre lang hat sich niemand um sie gekümmert. Insofern passte der Titel gut. Erst später wurde mir klar, dass unbeaufsichtigtes Gepäck in der heutigen Zeit eine ganz andere Bedeutung hat als früher. Nämlich etwas, das gefährlich sein kann. (lacht) So haben sich die Zeiten geändert.

eclipsed: Was bringt dich dazu, diese Alben fast vier Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung wieder aufzulegen?

Mason: Sie sind seit Längerem nicht erhältlich, auch nicht als Stream oder Download. Natürlich ärgert mich das, weil ich viel Zeit und Herzblut in sie investiert habe. Okay, „Profiles“ und „White Of The Eye“ klingen heute etwas überholt, aber einzig und allein aufgrund der Technik, die dabei verwendet wurde. Wenn man sich das anhört, klingen die Keyboards und Synthesizer mittlerweile schrecklich. Ganz zu schweigen von dem Drumcomputer.

eclipsed: Warum hast du den überhaupt eingesetzt?

Mason: Weil ich dachte, dass er zum Repertoire eines jeden Schlagzeugers gehört, ernsthaft! (lacht) „Fictitious Sports“ aber höre ich immer noch gerne. Die Arrangements von Carla Bley sind immer noch so frisch wie 1979. Und ich hatte ganz vergessen, wie viel Humor da drinsteckt.

eclipsed: Dabei handelt es sich um ein sehr avantgardistisches, experimentelles Album.

Mason: Kein Wunder, dass es sich nicht verkauft hat. (lacht) Trotzdem ist es toll, ihm jetzt eine zweite Chance zu geben.

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