PINK FLOYD - Hunde bellen, Schweine grunzen, Schafe mähen im Jahr 2022 lauter als je zuvor

14. November 2022

Pink Floyd

PINK FLOYD - Hunde bellen, Schweine grunzen, Schafe mähen im Jahr 2022 lauter als je zuvor

Neben „The Dark Side Of The Moon“, „Wish You Were Here“ und „The Wall“ zählt „Animals“ zweifellos zu den vier großen Pink-Floyd-Werken – jenen  Alben, die ihren Status als eine der einfluss- und erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten begründeten. Gleichwohl wurde dieses Konzeptalbum nie mit der gleichen Aufmerksamkeit bedacht wie die drei anderen Werke. Ob die jüngst veröffentlichte, 2018 entstandene Neuabmischung daran etwas ändern wird?

Vier Jahre hat sie auf Eis gelegen, doch nun wurde die neu abgemischte Version von „Animals“ tatsächlich herausgebracht. Für Nick Mason ein Grund aufzuatmen: „Jetzt werden die Leute mich nicht mehr fragen, wann denn endlich der neue ‚Animals‘-Mix erscheint“, erklärt der Schlagzeuger mit seinem typischen Humor. Auf die Frage, warum es so lange gedauert hat, antwortet er erst ausweichend mit „Covid, Brexit und alles Mögliche“, kommt dann aber auf den Punkt: „David und Roger hatten einen heftigen Streit um die Liner Notes – und wie bei allen großen Kriegen in der Welt kann sich keiner mehr genau erinnern, worum es eigentlich ging und was das Problem war. Es gab eine Menge Hickhack, und schließlich wurde eine Lösung gefunden. Ich konnte mich da zum Glück heraushalten.“

Dass Mason selbst nicht zum Opfer der Grabenkämpfe zwischen Roger Waters und David Gilmour wurde, hat er fraglos seiner höflichen Zurückhaltung und Diplomatie zu verdanken. Die von dem Musikjournalisten Mark Blake geschriebenen Liner Notes enthielten nur bereits bekannte Fakten, stellten aber Waters so sehr in den Mittelpunkt, dass Gilmour, Mason und Rick Wright wie Nebendarsteller wirkten. Da die Streithähne sich nicht auf eine Kompromissfassung des Einführungstextes einigen konnten, entschied man sich letztlich, ihn ganz wegzulassen.

Ein Qualitätsproblem?    

In Artikeln, Diskussionen und Analysen von „Animals“ standen stets Waters’ textliches Konzept sowie das Cover im Fokus. Wurde die Musik selbst also sträflich vernachlässigt, oder steht sie hinter den anderen künstlerischen Aspekten deutlich zurück? Der 2018er Remix bietet die Gelegenheit, den Songs erneut auf den Zahn zu fühlen, die tatsächlich eine enorme Qualität aufweisen. Verantwortlich dafür war der langjährige Pink-Floyd-Tontechniker James Guthrie, der seit „The Wall“ für die Band arbeitet und auch an diversen Soloprojekten von Waters beteiligt war. Neben einem neuen Stereo-Mix erstellte er erstmals einen Mix im 5.1-Surroundsound. Das Ergebnis seiner Arbeit ist sensationell.

Wrights höchst originelle und einzigartige Keyboardklangflächen, Gilmours Gitarrenarbeit zwischen seiner gewohnt klaren Linie und einer ungewohnten Rauheit und die von Masons Drums gepuschte Dynamik des Albums beeindrucken. Wiewohl Waters ohne Zweifel einen entscheidenden Anteil an „Animals“ hatte, sind auch die Beiträge der anderen Musiker nicht zu vernachlässigen. Auch wenn er beispielsweise „Sheep“ ganz allein komponiert hat, wird er kaum federführend im Hinblick auf das grandiose Piano-Intro und das sensationelle Gitarren-Finale des Songs gewesen sein.

Warum gerade „Animals“ von einem Remix so sehr profitiert, erläutert Nick Mason folgendermaßen: „Von der technischen Seite her ist ‚Animals‘ von allen Alben, die wir gemacht haben, vermutlich das raueste, und zwar aus verschiedenen Gründen. Gesellschaftlich betrachtet ist es in derselben Zeit entstanden, in der es mit dem Punk losging. Der wichtigste Grund ist aber unser eigenes neues Studio, das wir damals gebaut hatten [die Britannia Row Studios in London, Anm.]. All unsere Alben zuvor waren entweder in der Abbey Road, in den AIR Studios oder anderswo mit allerbester Ausstattung aufgenommen worden. In unserem Studio war das Equipment gut, aber eben nicht ganz so gut.“ Der Schlagzeuger, der sich als einziger der noch lebenden beteiligten Musiker zum neuen Remix äußert, hebt daher hervor: „Ich bin sehr zufrieden damit, dass wir es neu abgemischt und nicht einfach gelassen haben, wie es war, weil ich glaube, dass es unser am wenigsten gut aufgenommenes Album ist.“

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