POND - VEB Berliner Schule

30. November 2018

Pond

POND - VEB Berliner Schule

Wolfgang Fuchs war der Elektronikrockpionier der DDR. Nach Jahren als klassischer Rockschlagzeuger wandte er sich mit seinem Projekt POND dem elektronischen Rock und dem Prog zu und wurde das Ostäquivalent zu den international gefeierten Tangerine Dream. Der Berliner Musiker, der am 7. Dezember 70 Jahre alt wird, ist immer noch aktiv und hat anlässlich des Bandjubiläums 2018 auf seinem Label PONDerosa das Doppelalbum „40 Jahre POND (Das Jubiläumskonzert)“ veröffentlicht.

POND stehen für ein Stück deutscher Rockgeschichte. Als erste Band in der DDR brachten sie elektronische Instrumentalmusik auf die Bühne. Auch ihre Alben waren in der DDR die ersten in diesem Bereich. Ihr Debüt „Planetenwind“ (1984) und der zwei Jahre später erschienene Nachfolger „Auf der Seidenstraße“ verkauften sich sehr gut. Darüber und über die teils schwierigen Umstände, in denen er in der DDR arbeitete, weiß Wolfgang „Paule“ Fuchs erschöpfend und amüsant zu berichten. Während des Interviews in einem Berliner Lokal klingt es zuweilen spacig und im wahrsten Sinne wie aus einer anderen Welt, wenn er über einstige Westvorbilder und die Etablierung des Elektronikrock im Land des real existierenden Sozialismus spricht.

eclipsed: POND waren die erste elektronische Rockband der DDR und als solche 1978 gleichzeitig ein historisches Projekt.

Wolfgang „Paule“ Fuchs: Aus heutiger Sicht ja. Wir waren tatsächlich die erste Band im Osten, die elektronische Instrumentalmusik live spielte.

eclipsed: Du warst zunächst Schlagzeuger in Hardrockbands. Wie bist du auf die elektronischen Klänge gekommen, wo es in der DDR ja praktisch keine Inspiration gab?

Fuchs: Elektronische Musik war in der DDR überhaupt nicht angesagt, stimmt. Aber eines Tages sah ich die polnische Jazzrockband SBB im Palast der Republik, nur in Zweierbesetzung – ein Keyboarder und ein Schlagzeuger –, und die spielten wie die Tiere. Wahnsinn! So was stellte ich mir auch vor. Deshalb stieg ich bei der Band Babylon aus, und unser Keyboarder Manne [Manfred Hennig; Anm.] kam gleich mit. Wir gründeten POND, machten aber zunächst relativ normalen Rock. Dann stieß Frank Gursch als Hammondorganist dazu, und so hatten wir mit zwei Keyboardern und einem Drummer eine total ungewöhnliche Besetzung. Als Clou hatte ich mir in der einzigen DDR-Glockengießerei in Apolda noch eine Kirchenglocke gießen lassen, ein 65-Kilo-Teil.

eclipsed: Nicht gerade ein klassisches Rockinstrument.

Fuchs: Auf die Idee mit der Glocke hatten mich Emerson, Lake & Palmer gebracht, die auch eine benutzten. Ein Rentner hatte mir aus dem Westen ihr Album „Pictures At An Exhibition“ mitgebracht. Das fand ich absolut fantastisch, und das haben wir auch gespielt. Wir haben uns da richtig reingesteigert, was man auf einem frühen Konzertmitschnitt mit einem japanischen Radiorekorder, der auf unserer Jubiläums-CD enthalten ist, auch hört. Wir waren fast so gut wie ELP, würde ich mal behaupten. „Bilder einer Ausstellung“ haben wir 1979 sogar mit einem Sinfonieorchester aus Cottbus aufgeführt.

 

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