REZN - Mehr als die Summe der Einzelteile

16. Juli 2024

Rezn Underground

REZN - Mehr als die Summe der Einzelteile

Mit „Burden“ haben die Chicagoer Doomgazer REZN kürzlich das Schwesteralbum ihres im letzten Jahr herausgebrachten Werks „Solace“ veröffentlicht. Verströmt jenes entsprechend seinem Titel (zu Deutsch „Trost“) eine für diese Band, die gern mal in tiefdunklen Doom abgleitet, verhältnismäßig positive Stimmung, schlägt „Burden“ („Last“) wieder in die Gegenrichtung aus. Anlass genug, Gitarrist/Sänger Rob McWilliams und Bassist Phil Cangelosi einige Fragen zu stellen. 

eclipsed: „Solace“ und „Burden“ wurden 2021 in derselben Studiosession eingespielt. Warum habt ihr zwei Alben daraus gemacht? 

Phil Cangelosi: Wir haben beide Platten während der Pandemie geschrieben. Es war das erste Mal, dass wir uns alle zusammengesetzt und die Songs von Anfang bis Ende gemeinsam als Band geschrieben haben. Es war auch das erste Mal, dass wir uns ausreichend Zeit für die Ausarbeitung unserer Ideen genommen haben. Wir haben tatsächlich viel mehr Songs geschrieben, als letztendlich auf den Platten landeten. Während des Schreibens haben wir Ideen kombiniert, neu geschrieben oder sogar Songideen ganz verworfen. Und dabei wurde uns klar, dass wir mehr Material hatten, das wir veröffentlichen wollten, als wir auf einem einzelnen Album unterbringen konnten. Als wir „Solace“ und „Burden“ dann im Ganzen vor uns hatten, kristallisierte sich für uns immer klarer heraus, dass die beiden Teile eher Schwesteralben als ein einziges großes Werk darstellten. Die Entscheidung, zwei Alben aufzunehmen, ergab sich also aus dem Songwriting selbst und dem, was für uns in kreativer Hinsicht am sinnvollsten war.

eclipsed: Und warum dauerte es dann noch einmal zwei Jahre, bis „Solace“ endlich veröffentlicht wurde?

Cangelosi: Nachdem wir „Burden“ und „Solace“ aufgenommen hatten, wurde allmählich wieder alles geöffnet, und wir konnten mehr Konzerte geben. Unsere Aktivitäten im Hinblick auf die Alben konkurrierten also mit dem Tourneeplan. Zum größten Teil war die Verzögerung aber auf die Pandemie und die damit verbundenen Probleme in der Lieferkette zurückzuführen. Bei „Solace“ erfolgte die Bestellung der Platten etwa ein Jahr vor der tatsächlichen Veröffentlichung. Die Nachfrage nach Schallplatten war damals so groß, dass die Produktionsmöglichkeiten den Zeitrahmen für die Veröffentlichung vorgaben.

eclipsed: Einige eurer Cover wurden laut einem Pressetext vom „epischen Fantasy-Geist des klassischen Albumartworks Roger Deans“ inspiriert. Ihr habt also auch ein Faible für 70er-Prog und vor allem Yes?

Rob McWilliams: Unserem guten Freund Allyson Medeiros haben wir die verrückten, von biologischen Elementen inspirierten Cover unserer ersten drei Platten zu verdanken. Er ist ein Visionär, wenn es darum geht, auf einer Leinwand Welten zu erschaffen. Wir sind alle mit der einen oder anderen Art von klassischem Rock aufgewachsen, aber Yes ist mir nie wirklich in den Sinn gekommen. Patrick [Dunn, Drummer, Anm.] durfte vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich Rick Wakeman allein treffen, was vollkommen abgefahren war. Ich denke, er weiß mehr über Yes als jeder andere von uns. Insgesamt beginnt der 70er-Jahre-Prog jedoch definitiv, uns immer mehr zu beeinflussen, während wir nach frischen Ideen suchen. Popol Vuh ist mein persönlicher Favorit, aber auch Ashra, King Crimson und Can stehen auf der Liste. Ich denke, dass einige der eher meditativen und experimentellen Jazzwerke der 70er-Jahre etwa von Pharoah Sanders und Miles Davis auch einen ziemlichen Einfluss auf uns haben. Sie erforschten Melodie und Groove auf eine ganz eigene Art und Weise, die auf ewig inspirierend ist.

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