THE SHADOW LIZZARDS wollen mit Vintage Rock in den Musik-Olymp aufsteigen

30. September 2022

The Shadow Lizzards

Das fränkische Powertrio THE SHADOW LIZZARDS will mit Vintage Rock in den Musik-Olymp aufsteigen

The Shadow Lizzards mischen mit ihrem teils Doors-lastigen Rock bereits seit 2015 die fränkischen Musikgefilde auf. Mit ihrem heftigen Retro-Sound haben sie sich dort einen guten Namen erspielt. Mit ihrem zweiten Studioalbum „Someone’s Heartache“ könnte ihnen nun aber glatt der Sprung in die nationale Liga gelingen, so authentisch und zugleich atmosphärisch operieren sie da. Multitalent, Sänger, Orgelmann und Bassist Jochen Leistner gibt Auskunft zum neuen Album, aber auch darüber, wo die Band aktuell steht und was sie für die Zukunft plant.

eclipsed: Ihr kommt ja aus Nürnberg und der fränkischen Umgebung. Wie seht ihr die Musikszene da in Bezug auf euch als aufstrebende Classic-Rock-Band?

Jochen Leistner: Man muss sagen, dass wir hier in der Region, gerade in der Frühzeit der Band, davon profitiert haben, dass es durchaus einige Auftrittsmöglichkeiten gibt. So hat man die Möglichkeit, seine Musik auch an die Leute heranzutragen, die unsere Musik hören möchten.

eclipsed: Euch gibt es seit 2015. Wie habt ihr zusammengefunden, und welche musikalische Vision hält euch heute zusammen? Und apropos: Welche Eidechsen lauern da überhaupt im Schatten, bzw. was hat euch zum Bandnamen inspiriert?

Leistner: Ich habe damals als Schlagzeuger mit unserem ersten Gitarristen in einer anderen Band gespielt. Wir wollten etwas Neues starten, sodass ich auch Orgel und Bass spielen kann, und wir brauchten dafür noch einen Drummer. Bei einem Auftritt mit einer weiteren Band stach uns Oli gleich ins Auge, der uns mit seinem technischen Können überzeugt hat. Er hat damals noch in einer Hendrix-Tribute-Band gespielt. Da muss man auch ein bisschen trommeln können (lacht). Den Namen Shadow Lizzards kann man hier mit der mythologischen Bedeutung der Eidechse, deutsch für Lizzard, in Verbindung setzen. Diese steht für einen positiven Neuanfang, für die Erneuerung. Quasi vom Schatten ins Licht …

eclipsed: Als Powertrio huldigt ihr ähnlich auch wie The Brew dem klassischen Rock der 60er und 70er. Ihr werdet häufig mit den Doors (hier ist es tatsächlich sehr offensichtlich), Steppenwolf oder gar Jimi Hendrix verglichen. Welche musikalischen Vorbilder stecken tatsächlich in den Shadow Lizzards?

Leistner: Ich würde hier nicht unbedingt von Vorbildern sprechen, da wir nicht versuchen, andere Musik zu kopieren, sondern eher von Einflüssen, die natürlich trotzdem hörbar sind. Gewisse Namen sind nicht zu verleugnen. Die Doors und Deep Purple haben in meiner Jugend schon eine prägnante Rolle gespielt. Dennoch gehen wir so nicht an das Songwriting heran, dass ein Song nach dieser oder jener Band oder nach den 70ern klingen muss. Wir komponieren das, was uns gefällt.

eclipsed: Jochen, du nimmst ja neben der Hammondorgel, auf der du auch die Basspedale bedienst, mitunter den Bass in Form einer Gitarre in die Hand. Wie geht es dir in dieser Doppelfunktion? Habt ihr je überlegt, zum Quartett aufzustocken, um das Rhythmus-Fundament weiter auszubauen?

Leistner: Mir hat diese Vielseitigkeit (ich habe ja auch viele Jahre Schlagzeug gespielt) schon immer gefallen, und deshalb übernehme ich diesen Part auch mit Freude. Und die Trio-Formation funktioniert hier immer noch sehr gut. Komplett verschließen würden wir uns dem aber nicht. Wenn man die richtige Person trifft, die uns drei auf bereichernde Weise ergänzt, sind wir grundsätzlich offen, unsere Musik auch auf dieser Ebene weiterzuentwickeln. 

eclipsed: Es gab einen Besetzungswechsel an der Gitarre. Kris Karla hat Simon Schnellinger ersetzt. Was hat das mit euch als Band und eurer Musik gemacht?

Leistner: Kris hat ja nicht direkt Simon ersetzt, sondern eigentlich den André, der bis September 2019 bei uns gespielt hat, bis es dann aus zeitlichen Gründen nicht mehr funktioniert hat. Wir sind allerdings sehr froh, aus diesem Grund auf Kris gestoßen zu sein. Die Band profitiert enorm von seinem musikalischen Verständnis und seinem Hang zu psychedelischen Elementen. 

eclipsed: Kommen wir zu eurem aktuellen zweiten Album „Someone’s Heartache“. Wie habt ihr euch im Vergleich zum Debüt von 2018 weiterentwickelt? Am deutlichsten ist das ja am sichtlich gereiften Songwriting zu spüren.

Leistner: Allerdings. Auch meiner Meinung nach haben wir uns mehr Zeit für die Songs gelassen, mehr ausprobiert und so mehr Tiefe erzeugen können. Zudem spielt der Gesang eine größere Rolle als auf dem Debüt. 

eclipsed: Gerade am Anfang lässt sich das Album Zeit. „Stardust“ kommt als sich langsam entwickelnder Desert Rock, mit Ennio-Morricone-Mundharmonika und – für euch neu – stärker floydigen Atmos mit toller Leadgitarre am Ende. Was war dafür die Inspiration, bzw. wie hat sich das entwickelt?

Leistner: Das stimmt, bei diesem Album könnte man tatsächlich etwas Pink Floyd assoziieren. Mich selbst verwundert das eigentlich ein wenig, da ich mich nie wirklich stark mit Pink Floyd beschäftigt habe. „Stardust“ entstand aus einem atmosphärischen Jam heraus, bei dem man eigentlich nur mit zwei Akkorden recht lange experimentiert hat.

eclipsed: Bei „You Can’t Runaway From Your Soul“ ist wieder dieser coole bluesige, an die Doors gemahnende Retro-Sound am Werk. Ganz bewusst, oder steckt das einfach in euch, speziell in dir, Jochen?

Leistner: Ich weiß noch, dass die Idee für den Song ganz spontan entstand, als ich am Klavier bei meiner Schwester saß. Dass meine Stimme zeitweise mit Morrison verglichen wird, kommt von außen, aber vielleicht steckt dieser Sound doch einfach in mir bzw. in uns als Band.

eclipsed: „Ricochet“ gibt mit Wah-Wah-Gitarre Gas, an anderer Stelle gibt’s mal eine funky Fuzz-Gitarre. Wie wichtig sind auch solche Effekte für einen authentischen Vintage Sound?

Leistner: Facettenreichtum ist uns/mir allgemein wichtig, ohne speziellen Blick auf das Vintage-Element. 

eclipsed: Der Psychedelic-Faktor hat noch mal leicht zugenommen, sehr schön. Neben dem Opener ist auch „No One Can Save Me“ ein Psychedelic-Fest. Wie steht ihr zu dem Revival des Psychedelic Rock mit Bands wie u. a. Kadavar oder Siena Root, wo seht ihr euch da?

Leistner: Die Orientierung an anderen Bands ist (wie gesagt) überschaubar. Die einen gefallen einem vielleicht besser, die anderen weniger. Ich glaube, ich kann ohne Arroganz sagen, dass wir in dieser Liga auf jeden Fall gut mithalten können. 

eclipsed: Trotz mächtig viel Atmosphäre geht’s bei Stücken wie dem Titelsong, dem „Train Song“ oder „Who Is Who“ gut ab. Denkt ihr bei solch dynamischen Stücken gleich an die Bühne?

Leistner: Der Gedanke an die Bühne ist hier mitunter unvermeidbar, man hat einfach Bock, diese groovenden Nummern zu spielen, und das im Idealfall noch mit entsprechend wild tanzendem Publikum. 

eclipsed: Der Titelsong wäre perfekt zum Abtanzen in einer Classic-Rock-Disko, doch wer hat hier eigentlich Herzschmerzen und warum?

Leistner: In dem Song geht es ja nicht um den klassischen Herzschmerz, der von Liebeskummer herrührt, wie man dem Titel nach vermuten könnte. Vielmehr geht es um Dinge, die falsch laufen in der Welt: Politik, Machtverhältnisse, Ungerechtigkeit etc. Daraus resultiert auch Herzschmerz, der hier besungen wird. 

eclipsed: Noch mal zu den Texten: Worum geht es z. B. in „No One Can Save Me“? Gibt es spezielle Themen – zumindest Selbstfindung scheint ein wiederkehrendes Motiv zu sein?

Leistner: Die Texte behandeln ganz verschiedene Themen. Von Alltagsgeschichten bis zur Weltpolitik ist das Spektrum groß. Natürlich werden auch immer wieder private Erlebnisse und Gedanken mit eingeflochten. Ich arbeite hier aber auch oft metaphorisch. Mir gefällt die Vorstellung, Texte unterschiedlich interpretieren zu können, sodass der Inhalt nicht wie auf einem Silbertablett serviert wird. 

eclipsed: „Someone’s Heartache“ war ja lange in der Mache bzw. kam der Pandemie geschuldet verspätet raus. Wie weit seid ihr bereits mit neuen Songs?

Leistner: Was den Release noch zusätzlich verzögert hat, waren ja auch zwei Gitarristen-Wechsel „Nichts ist so alt wie die Platte der letzten Woche“, oder wie war das?! Auch wir spielen diese Songs jetzt schon recht lange und sind erpicht darauf, Neues zu komponieren. Das ist auch teilweise schon geschehen. Also immer die Augen offen halten, ob die Shadow Lizzards nicht nächste Woche gleich etwas nachlegen …

eclipsed: Live habt ihr euch als Retro-Rock-Band mit Vintage Sound in der fränkischen Szene bereits einen Namen erspielt. Worauf legt ihr bei Konzerten Wert? Welches Equipment bevorzugt ihr da?

Leistner: Im Idealfall tatsächlich original Vintage Equipment, da hier der Sound und die Verarbeitung unsere Vorstellungen am ehesten befriedigen. Oli spielt z. B. auf einem echten Ludwig Drumkit aus den 60ern (Stichwort Doors …). Leider muss aber speziell ich einsehen, dass die original Hammondorgel, die bei mir im Wohnzimmer steht, dem Aufwand/Kosten/Nutzen-Plan doch recht schnell zum Opfer fällt. Ein richtiges Leslie habe ich dennoch auf der Bühne. Dieser Sound lässt sich einfach nicht durch ein Effektgerät oder die PA ersetzen.

eclipsed: Welche Konzerte stehen auf dem Programm? Welche Songs aus dem neuen Album spielt ihr da, und welche Location/welches Festival stehen bei euch als Traumziel ganz oben?

Leistner: Nach dem Festival-Sommer steht jetzt erst mal die Release Show am 17.9. im MUZclub in Nürnberg ganz oben auf der Liste, bevor es nach ein paar Einzelshows im nächsten Frühjahr auf Europatour gehen soll. Gespielt wird das neue Album rauf und runter (lacht). Einmal das ausverkaufte Olympiastadion zu spielen, in dem man schon als Kind den Stars zugejubelt hat, wäre schön. Abseits davon hat Wacken oder das Hurricane Festival natürlich auch was für sich. Ich glaube, wir würden auch super auf das Burg Herzberg Festival passen. Da wäre das Gesamtpaket echt stimmig.

eclipsed: Doofe Frage zum Abschluss: Wo seht ihr euch in fünf bis zehn Jahren?

Leistner: Naja, ganz klar: im Rock-Olymp (lacht). Alle zwei bis drei Jahre Touren durch Europa. Regelmäßige Albumveröffentlichungen und ein gutes Auskommen als Musiker sind klar definierte Ziele.

***Interview: Walter Sehrer