Seit 40 Jahren steht das Hannoveraner Label Steamhammer für Rock, Hardrock und Heavy Metal. Das dahinterstehende Unternehmen SPV ist längst zu einer festen Größe im Rockbusiness geworden. LabelManager Olly Hahn, seit 2001 mit an Bord, blickte für eclipsed auf Höhe- und Tiefpunkte der SPV-Geschichte zurück und beantwortete die Frage, warum Bands sich heute noch einem Label anvertrauen sollten, statt Musik in Eigenregie zu herauszubringen.
1984 gründete Manfred Schütz in Hannover die Firma SPV, was für „Schallplatten, Produktion und Vertrieb“ steht. Zuvor hatte er sich in der Musikszene der Stadt und darüber hinaus bereits als Gründer des Plattenladens Boots und des gleichnamigen Vertriebs einen Namen gemacht. Olly Hahn, als Label-Manager für das Steamhammer-Programm zuständig, erinnert sich gern an die Tage, als er als Jugendlicher regelmäßig nach Hannover fuhr, um dort der Reihe nach die Plattenläden abzuklappern: „Manfreds Laden war aber für mich als Rock- und Metal-Fan der spannendste.“ Er ergänzt: „Ich denke, das ist das, was der heutigen Rockszene fehlt, diese Plattenladenkultur der 70er- und 80er-Jahre. Gehst du heute in einen Saturn, sind in der letzten Ecke noch einige CDs und Schallplatten.“
Zu diesem kulturellen Umbruch hat laut Hahn auch die Pandemie ihren Beitrag geleistet: „Ich denke, Corona hat der verbliebenen Plattenladenszene den Rest gegeben. Kaum einer kauft noch Tonträger vor Ort. Profitiert haben da wohl die Mailorderanbieter wie JPC oder Just For Kicks.“ Zwar gibt es noch immer Plattenläden, zum Teil sogar neu entstandene, aber in den 70ern und 80ern war ihre Zahl in einer Stadt wie Hannover deutlich größer als heute. Oft waren sie nicht nur Verkaufsstätten, sondern soziale Treffpunkte, die die Rockszene zusammenschweißten. Insofern war es keine besondere Überraschung, dass Hahn, der seine berufliche Laufbahn 1991 bei der Promotionagentur cmm (Consulting for Music and Media) begann, 2001 von Schütz abgeworben wurde, der eine eigene Werbeabteilung für Steamhammer aufbauen wollte. Schließlich entsprach die Musik, für die das Label bis heute steht, genau seinem Geschmack. Mit ihm wechselten noch zwei weitere Mitarbeiter von cmm zu SPV.
Hochphase und Insolvenz
Die erste Veröffentlichung von Steamhammer war 1984 „Common Time Heroes“, das Debütalbum der Hannoveraner Hardrockband Hardware. Damals war Olly Hahn Leiter des Fanclubs der Band. Fünf Jahre später feierte das Label mit Sodoms „Agent Orange“ einen ersten Charterfolg: Über 100.000 mal ging das Album damals zumeist noch über die Plattenladentische. Mitte der 90er wurde Steamhammer internationaler, was insbesondere damit zusammenhing, dass SPV zur neuen Heimat von Rainer Hänsels Label CBH wurde, das Acts wie Dio, Saxon, Lynyrd Skynyrd, Blue Öyster Cult oder Roger Chapman im Katalog hatte. Die Promotion dafür übernahm cmm und damit Hahn. Als er zu Steamhammer wechselte, war er zunächst für Magnum, Rage und Yngwie Malmsteen zuständig. „Deshalb ging mir der Tod von Tony Clarkin auch so nah“, kommentiert er das plötzliche Ableben des Magnum-Gitarristen im Januar dieses Jahres ...