STAR ONE - Spiel mit der Zeit

STAR ONE - Spiel mit der Zeit

Lange ist es her, dass Arjen Anthony Lucassen unter dem Star-One-Banner Musik veröffentlicht hat. „Victims Of The Modern Age“ erschien 2010, seitdem konzentrierte sich der umtriebige Holländer weitestgehend auf sein Projekt Ayreon. Jetzt ist es aber so weit: Mit „Revel In Time“ steht ein Nachfolger in den Startlöchern, der musikalisch anschließt und thematisch ausholt. Kurz: ein Nachfolger, über den es einiges zu berichten gibt.

Es sind immer wieder dieselben Charakterzüge, die im Gespräch mit Arjen Lucassen auffallen: sein Humor, die Tendenz, sein Lichtlein etwas unter den Scheffel zu stellen, sowie seine Wertschätzung von Fans und Fachpresse gleichermaßen. Kommentare bedeuten ihm ebenso viel wie Kritiken. Passend dazu fällt denn auch seine Antwort auf die Frage aus, wann ihm denn in den Sinn gekommen sei, ein neues Star-One-Album in Angriff zu nehmen: „Im Grunde genommen, als ich die Reviews zu ‚Transitus‘ las“, gibt er offen zu. „Seit dem Beginn von Ayreon war immer alles toll und großartig. Und plötzlich hörte ich den einen oder anderen negativen Kommentar von Fans. Und bei den Kritiken war auf einmal eine Sieben dabei: Ich hasse es, eine Sieben zu bekommen. Gebt mir eine Zehn oder eine Eins, aber keine Sieben.“ Die kritischen Stimmen indes kann er nachvollziehen: „Es war eigentlich kein typisches Ayreon-Album, es war sehr cinematisch, fast schon ein Musical.“ Also beschloss er, die Gitarre einzustöpseln und frisch drauflos zu rocken – quasi das zu tun, was ihm seit den Siebzigern im Blut steckt. Entsprechend fällt sein Fazit zum Entstehungsprozess von „Revel In Time“ aus: „Es war sehr leicht für mich, dieses Album zu machen.“ Auch vor dem Hintergrund des Lockdowns? „Ja. Ich befinde mich seit 30 Jahren im Lockdown. Ich mache eh alles selbst, diesbezüglich ist also nichts anders gelaufen.“

Die zwei Seiten der Medaille

Eine Herausforderung gab es dennoch: Die Pandemie hielt ihn davon ab, wie gewohnt die teilnehmenden Sänger zu sich ins Studio zu bringen. „Also entschied ich, nicht nur mit den vier Sängern zu arbeiten, die auf den ersten beiden Alben dabei waren, denn gerade für die Dialoge, die sie singen, ist es wichtig, dass du dabei bist. Sondern jeden Song mit einem anderen Sänger umzusetzen. Und das bringt mich zur positiven Seite des Ganzen: Wenn ich normalerweise 20 Künstler anfrage, sagen nur 10 zu, denn die anderen sind beschäftigt mit Touren, Aufnahmen im Studio oder so. Dieses Mal aber hatte niemand eine Entschuldigung“, erzählt er lachend. „Ich fragte mehr als 30 Musiker an, und alle von ihnen sagten ‚Ja‘. Also hatte ich ein Luxusproblem, denn es waren zu viele. Daher beschloss ich, zwei CDs zu veröffentlichen.“ Zwei CDs mit denselben Songs, die für ihn gleichwertig nebeneinanderstehen und nicht in Haupt- und Bonus-CD aufgeteilt sind. Und auch Arjen Lucassen interpretiert einen Song selbst: „Ich überlegte, jemand anderen für die zweite Version von ‚Today Is Yesterday‘ zu fragen, aber dort draußen scheint es Leute zu geben, die meine Stimme mögen. Sie fragen immer, warum ich nicht öfter singen würde. Doch wenn ich so großartige Künstler habe, wie es der Fall ist, warum sollte ich es selbst tun? Ich bin kein Sänger. Aber für diesen Song funktionierte es gut.“

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