0,000000000000000002 Prozent: So hoch ist laut Stewart Copeland die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Police-Reunion. Doch so ganz lässt den Drummer seine einstige Band nicht los.
Nach den Alben „Police Deranged for Orchestra“ und „Police Beyond Borders“ veröffentlicht der umtriebige Stewart Copeland nun die „Police Diaries“: ein Buch mit Notizen, Fotos und Plakatentwürfen sowie einer CD mit frühen SongDemos. Während des Zoom-Interviews dreht der rastlose Musiker Kreise in seinem Studio und redet nahezu ohne Pause über Ereignisse aus der Anfangszeit von The Police - ein Wunder, dass er es schafft, nebenher zu atmen.
eclipsed: Wie hat es sich angefühlt, die alten Tagebücher noch einmal zu lesen?
Stewart Copeland: Ich war über einige Dinge erstaunt. Zunächst einmal über meine Energie: In meinem Tagebuch heißt es: „Ich fuhr zu Andy, holte die Ausrüstung ab, fuhr nach Leatherhead, lud die Ausrüstung aus, [...] fuhr ins Büro, um ein paar Auftritte zu buchen, holte von dort den Verstärker ab und fuhr damit zu Stings Wohnung.“ So ging es immer weiter. Und dann ging die Sonne unter, und ich fuhr ins Dingwalls und sah dort The Electric Chairs. Vom Dingwalls ging es weiter zum Electric Ballroom, wo ich eine andere Band sah. Ich bin wirklich erstaunt, wie beschäftigt wir damals waren. Aber es gibt etwas noch Wichtigeres, das mir aufgefallen ist.
eclipsed: Was?
Copeland: Stücke wie „Roxanne“, „Message In A Bottle“ oder „Every Breath You Take“ hatten wir damals noch nicht. Wir brauchten Punksongs, um sie in Punkclubs zu spielen. Ich konnte nur drei Akkorde und machte daraus eine Reihe von beschissenen Songs. Trotz dieses Mangels an Material blieben wir zusammen, kämpften und hungerten. Wir waren bekannt als eine sehr heiße Rhythmusgruppe. Es amüsiert mich, wie fest wir aneinanderklebten, ohne dass es dafür einen triftigen Grund gab. Noch rätselhafter ist für mich, dass Andy, der als sagenhafter Gitarrist mit Drei-Tönen-pro-Saite-Konzept auf dem Zenit seines Könnens war, sich entschloss, unserer kleinen Band beizutreten. Als wir von unserer ersten Session mit Andy bei einer großen Gong-Reunion-Show nach Hause fuhren, sagte Sting zu mir: „Wir müssen den Kerl kriegen!“ Ich antwortete: „Nette Idee, aber wir werden diesen Andy niemals bekommen! Wir können ihn uns nicht leisten, und wir haben ihm nichts zu bieten.“
eclipsed: Wie habt ihr ihn überredet?
Copeland: Als wir mit dem Sänger Mike Howlett als Strontium 90 im Marquee in London spielten, sprang Andy Summers plötzlich auf die Bühne und brannte das Gebäude nieder. Wir durften in Mikes Set auch ein paar unserer eigenen Songs darbieten. Später traf ich Andy zufällig in der Oxford Street, und wir tranken einen Kaffee. Er sagte: „Du und dieser Bassist, ich glaube, ihr habt was. Ihr braucht mich in der Gruppe, und ich sage ja.“ Unsere Plattenfirma Illegal Records bestand nur aus mir und einem Telefon. Wir waren unsere eigenen Roadies. Aber all das schreckte Andy nicht ab.