SUPERTRAMP - 40 Jahre „Breakfast In America“

19. Juni 2019

Supertramp

SUPERTRAMP - 40 Jahre „Breakfast In America“

Vor vierzig Jahren schufen Supertramp mit „Breakfast In America“ ihr bis dato zugänglichstes Werk. Es bedeutete für die britische Formation nicht nur den Durchbruch in den USA. Es ist auch die Platte, die sich aus ihrem Katalog mit Abstand am besten verkaufte, die Platte, die sie zu Weltstars und zu einer Stadionband machte. Was man ihr nicht anhört, ist der beschwerliche, teilweise quälend langsame Entstehungsprozess – in einer Zeit, in der sich die beiden Songwriter Rick Davies und Roger Hodgson bereits tunlichst aus dem Weg gingen. Zum vierzigsten Jahrestag der Veröffentlichung der Platte begeben wir uns auf Spurensuche und sprechen mit Hodgson und John A. Helliwell über ihren größten Wurf.

„Ich hasse diese Band. Aber wenn einer ihrer Songs läuft, drehe ich das Radio lauter.“ Besser als Heinz Rudolf Kunze kann man die Ambivalenz kaum beschreiben, die viele Musikfans Supertramp gegenüber empfinden. Wenige Rockgruppen polarisieren dermaßen. Und selbst unter den Fans gibt es zwei große Lager: „Breakfast In America“ oder „Crime Of The Century“? Das ist die Frage aller Fragen, wenn es um das größte Album der 1969 in England gegründeten britisch-amerikanischen Formation geht. Möge jeder diese Frage für sich selbst beantworten (vielleicht ja auch mit „Crisis? What Crisis?“ oder „Even In The Quietest Moments“). Fakt ist: Das vor 40 Jahren erschienene „Breakfast In America“ ist mit rund 20 Millionen verkauften Einheiten die erfolgreichste Platte der Gruppe – die, die Supertramp zur Stadionband machte und zum ganz großen Durchbruch in den USA verhalf. Sie gilt bis heute als zeitloses, heiteres, einnehmendes Meisterwerk des progressiven Pop mit vielen Songs, ja Evergreens, die immer noch regelmäßig im Radio laufen und längst als Klassiker gelten.

Das sind neben dem Titelsong auch „The Logical Song“, „Goodbye Stranger“ und „Take The Long Way Home“. Darüber hinaus gehören mindestens auch „Child Of Vision“, „Just Another Nervous Wreck“ und der Opener „Gone Hollywood“ mit zum Besten, was die Band je aufgenommen hat. Für Roger Hodgson, der auch solo später auf „Breakfast In America“-Tourneen ging, war es die „Kollektion der stärksten Stücke, die wir damals hatten“. Für Saxofonist und Klarinettist John Anthony Helliwell ist „Breakfast“ sogar „das wahre Highlight in unserem Katalog. Es enthält die besten Songs, die die Jungs je geschrieben haben.“

Pragmatische Geschäftsbeziehung

Dabei ist es mehr als erstaunlich, dass Supertramp 1978/79 noch zu so einer Großtat fähig waren. Denn die Gründungsmitglieder und Alphamännchen Hodgson und Rick Davies verbindet seit jeher eine innige Hassliebe. Das Verhältnis der beiden Hauptkomponisten, Sänger und Instrumentalisten, die sich wie so viele Musiker damals über eine Anzeige in der Fachzeitschrift „Melody Maker“ kennengelernt und zusammengetan hatten, galt seit den Anfangstagen nicht als das beste. Im Gegenteil. Es war nie eine Freundschaft, eher eine pragmatische Geschäftsbeziehung zweier Männer, die unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite Davies, Sohn eines Hafenarbeiters und einer Friseurin, ein eher vorsichtiger, ernster, in sich gekehrter und oft zynischer Mensch, der sich der Arbeiterschicht zugehörig fühlte und dem nichts im Leben wirklich leicht von der Hand ging. Auf der anderen Seite Hodgson, ein ehemaliger Internatsschüler und Lebemann aus betuchtem Hause mit einer Schwäche für alles Spirituelle, Esoterik und das süße Leben – jemand, der vieles ausprobiert hat (etwa LSD) und mit einer gewissen extrovertierten Leichtigkeit des Seins durchs Leben geht. Der „Melody Maker“ beschrieb sie 1979 durchaus treffend als den Philosophen und den Realisten. Immerhin: Sie ergänzten sich gut, die Arbeitsteilung funktionierte, wobei sie nur anfangs gemeinsam an Stücken arbeiteten. Später, etwa ab 1974, schrieb jeder für sich, auch wenn sie sich die Songwritingcredits bis zu Hodgsons Ausstieg im Jahr 1983 immer teilten.

Nach zwei orientierungslosen Platten schufen Davies und Hodgson mit „Crime Of The Century“ (1974), „Crisis? What Crisis?“ (1975) und auch „Even In The Quietest Moments“ (1977) starke Alben und begründeten Supertramps Weltruhm. Im Frühjahr 1978, als sich die fünf Musiker zu den ersten Sessions für „Breakfast“ zusammenfanden, gehörten sie längst zu den gefragtesten Acts, wenn auch noch nicht in Amerika, wohin die Musiker (vier Briten und mit Schlagzeuger Bob Siebenberg ein waschechter Kalifornier) inzwischen übergesiedelt waren. Ihr jederzeit wiedererkennbarer Sound hatte Supertramp zu einer Marke gemacht. Ein Sound, der sich in „jahrelanger, knochenharter Arbeit“ herausgebildet hat, wie es Rick Davies 1980 in einem Interview mit dem „Melody Maker“ erklärte: „Der Sound kam eigentlich von ganz allein durch die Charaktere der Leute, die mitspielten. Wie immer bei Musik. Wir haben den Sound nicht konzipiert, sondern instinktiv entwickelt.“

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