THE TANGENT sind im Longtrack-Modus

6. Juni 2022

The Tangent Andy Tillison

THE TANGENT sind im Longtrack-Modus

Andy Tillison besitzt Humor: Denn der Chef von The Tangent hat dem neuesten Werk seiner Band den Titel „Songs From The Hard Shoulder“ gegeben – zu Deutsch: „Songs vom Standstreifen“. Auch seine deutlich sichtbare Zahnlücke (ein Schneidezahn rechts oben musste kürzlich extrahiert werden) kann dem freundlichen Briten nicht die Laune verderben. Dementsprechend auskunftsfreudig gibt sich der 62-Jährige bezüglich der Vergangenheit und Gegenwart seiner Band und erwähnt nebenher, dass er in Sachen Longtracks Rekordhalter sei, da er mehr als 25 Songs mit einer Länge von mindestens 15 Minuten komponiert habe … 

eclipsed: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum 20-jährigen Jubiläum von The Tangent! War dir 2002 klar, dass die Band irgendwann mehr sein könnte als nur ein Nebenprojekt mit einigen berühmten Prog-Musikern? 

Andy Tillison: Anfangs ist das Ganze wirklich nur als Nebenprojekt geplant gewesen, allerdings war es viel erfolgreicher als mein Hauptprojekt Parallel Or 90 Degrees (lacht). Das erste Album verkaufte sich in nur vier Wochen besser als alles, was ich in den 20 Jahren zuvor gemacht hatte! InsideOut fragten mich dann, ob ich ein weiteres Album aufnehmen wolle, und ich sagte natürlich Ja. Ich habe die Band im Laufe der Zeit aber auch in modernere Gewässer gesteuert, mit mehr Einflüssen aus dem 21. Jahrhundert. 

eclipsed: Als ich den Titel eurer neuen Platte las, musste ich lachen, denn man könnte ihn so deuten, dass das Album aus übrig gebliebenen Songs besteht … 

Tillison: Nein, das sind alles neue Tracks. Der Titel bedeutet, dass die Songs aus der Sicht von Leuten geschrieben sind, die sich nicht bewegen, während der Rest der Welt an ihnen vorbeizieht. „The Lady Tied To The Lamp Post“ handelt zum Beispiel von einer obdachlosen Frau. Gleichzeitig bezieht sich der Titel auf die Zeit während der Pandemie, als das Leben quasi zum Stillstand kam.  

eclipsed: Mit „Songs From The Hard Shoulder“ kehrt ihr zum Longtrack-Format zurück, wobei lediglich ein Song weniger als 15 Minuten dauert. 

Tillison: Schon als Kind mochte ich am liebsten die längeren Musikstücke. Ehrlich gesagt machen die Leute zu viel Aufhebens, wenn es um lange Songs geht. Denn „Close To The Edge“ und meine 20-Minuten-Songs dauern ungefähr genauso lang wie eine Episode von „Scooby-Doo“, „Familie Feuerstein“, „Die Simpsons“ oder „Friends“. Ich will einfach eine Story erzählen – ich bin quasi ein musikalischer 
Reiseveranstalter! 

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