Als Mitglied von Genesis schrieb Tony Banks Musikgeschichte. Dank seines Kompositionstalents und des innovativen Einsatzes diverser Tasteninstrumente drückte er der Gruppe seinen Stempel auf. Da Genesis nach 1998 nur noch einmal aktiv waren, verlegte sich der Brite zunehmend darauf, Orchesterwerke zu komponieren. Im Februar hat er sein drittes Album mit klassischer Musik, hier vor allem mit Anleihen aus der Spätromantik, vorgelegt. Entsprechend der Anzahl der darauf enthaltenen Stücke trägt es den schlichten Titel „5“.
Das Interview mit Tony Banks fällt zufälligerweise auf den achtundsechzigsten Geburtstag seines ehemaligen Bandkollegen Peter Gabriel. Banks erreicht am 27. März dasselbe Alter. Anders als Gabriel, mit dem er sich in der gemeinsamen Zeit bei Genesis oft rieb, gilt Banks als unersetzlich für die Band – wie er überhaupt oft als deren Leitfigur angesehen wird. Anders auch als Gabriel bringt er immer noch regelmäßig Platten heraus. Wie jetzt „5“. Am Telefon spricht der als stoisch geltende Brite darüber wie ein Wasserfall und hat auf alle Fragen blitzschnell eine Antwort parat.
eclipsed: Eigentlich hatte ich ja erwartet, dass du heute Abend woanders bist, nämlich bei einer Geburtstagsfeier in Bath…
Tony Banks: Oh nein, Peter ist derzeit in London. Wir sind jetzt auch in dem Alter, wo wir nicht mehr unsere Geburtstage feiern, weil es einfach zu viele sind: Steve [Hackett] hatte gestern Geburtstag, Phil [Collins] letzten Monat, und ich selbst bin nächsten Monat dran.
eclipsed: Grund zum Feiern gibt es dennoch, denn dieser Tage erscheint dein neues Album „5“, dein erstes für BMG, nachdem deine zwei vorigen Klassikplatten bei Naxos erschienen sind. Wolltest du zu einem Label, das dir eine bessere Promotion und ein größeres Budget bietet?
Banks: Das kann man so sagen, ja. Die Leute von Naxos leisteten gute Arbeit, allerdings waren sie eher auf Re-Releases spezialisiert. Von Managerseite wurde mir daher vorgeschlagen, ein Label mit höherem Profil zu suchen, um zu sehen, ob sich nicht mehr machen ließe, wozu ich absolut bereit war.
eclipsed: Deine Fans werden erfreut sein, dass alle Klavierparts auf „5“ von dir stammen, während du bei „Six Pieces For Orchestra“ bewusst nicht in Erscheinung getreten bist. Warum dieser Sinneswandel?
Banks: Nun, dieses Mal machte ich viel aufwändigere Demos, die von vornherein alle Parts des Stückes definierten. Ich verwendete meine Demos sozusagen als Vorlage, und danach nahmen wir die anderen Instrumente auf. Letztlich war der Klavierpart das Einzige, was vom Demo übrig blieb. Der Vorteil für mich war, dass ich die einzelnen Parts viel gründlicher unter die Lupe nehmen konnte. Die eclipsed-Leser sollten jedoch wissen, dass auf „5“ kein Solopiano zu hören ist. Das Klavier hat eher eine begleitende Funktion.