Das fünfte Studioalbum von Genesis wird in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert alt. Zu seinem 40. Geburtstag hatte eclipsed ausführlich die Entstehungsgeschichte nachgezeichnet. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung von „Selling England By The Pound“ tauchen wir noch etwas tiefer in die Materie ein und beschäftigen uns mit der Frage, inwieweit das Großwerk tatsächlich ein sozialkritisches Album ist. In diesem Zusammenhang werfen wir, nicht zuletzt unterstützt von Steve Hackett, mit dem wir ein exklusives Interview führten, auch einen weiteren Blick auf die Beziehung zwischen Progrock und Politik. Darüber hinaus blicken wir über den großen Teich, um zu ergründen, wie es der urbritischen Band in Nordamerika erging. Dies war auch Thema eines Gesprächs mit Sébastien Lamothe von der renommierten kanadischen Genesis-Tribute-Formation The Musical Box.
Noch einmal fährt die Rockmusik der Post-Pepper-Ära ihre üppige Ernte ein: 1973 veröffentlichen die Flaggschiffe des Genres mit ihren jeweils neuen Alben wahre Meisterwerke. Einige der großen Würfe des Jahres aber - etwa die von Genesis, Yes oder ELP - tragen den Keim des Niedergangs bereits in sich. Einmal mehr beginnt sich die Rockmusik zu häuten. Das verschwenderische Feuerwerk des Prog wird bald verglühen und die Pop-Karawane zum neuerlichen Aufbruch blasen.
Frische Impulse gibt es genug.
1972 erschienen binnen weniger Wochen zwei Alben, die nach übereinstimmender Expertenmeinung zum Besten gehören, was der Progressive Rock je hervorgebracht hat: Mitte September setzten Yes mit „Close To The Edge“ Maßstäbe; rund drei Wochen später legten Genesis mit „Foxtrot“ nach. Die Kritiker ahnten damals wohl bereits, was für Meisterwerke da entstanden waren. Jahre später wurde deutlich, dass es sich um zwei wirkliche Referenzalben des Genres handelte. Wer hat sich nicht alles von ihnen inspirieren lassen? Für Genesis – Peter Gabriel, Tony Banks, Mike Rutherford, Phil Collins und Steve Hackett – war „Foxtrot“ der endgültige Durchbruch im eigenen Land und der Beginn einer fulminanten internationalen Karriere. eclipsed erzählt die Entstehungsgeschichte des Albums, lässt Gitarrist Steve Hackett ausführlich dazu zu Wort kommen und blickt mit einem historischen Text zurück in die Zeit unmittelbar vor seiner Veröffentlichung.
Peter Gabriel ist zweifellos einer der innovativsten wie wagemutigsten Musiker, der bei jedem seiner bisherigen Alben einen gewaltigen künstlerischen Schritt nach vorne ging. Schon seit frühen Genesis-Tagen verstand er Rockmusik als multimediale Kunstform, die er zunehmend durch technische Neuerungen und visionäre Bühnenkonstruktionen erweiterte. Auf seinen Studiowerken bezog er als Menschenrechtsaktivist ab den 1980ern immer stärker gesellschaftspolitisch Stellung, experimentierte als Klangpionier mit modernen elektronischen Keyboardtechnologien, kreierte unorthodoxe Rhythmusstrukturen und integrierte insbesondere aus Afrika stammende weltmusikalische Klänge. Angesichts ihrer runden Jubiläen diskutieren wir das Innovationspotenzial seiner Alben „IV“ (1982) und „US“ (1992) im Kontext ihrer jeweiligen Zeit.
Peter Gabriel »IV« Zwischen Archaik & moderner Technik
Wollte man einen Kronzeugen für die Geschichte des britischen Progrock von den späten 1960ern bis in die 2000er-Jahre benennen, wäre dafür wohl niemand besser geeignet als Bill Bruford. Die Liste der Bands, in denen er mitwirkte, liest sich wie ein Who’s who der kreativen Speerspitze des Genres. Mit der 6-CD-Kollektion „Making A Song And Dance“ (BMG/Warner) blickt der Ausnahmemusiker nun auf seine gesamte Laufbahn zurück.
Bill Brufords Wirken bei Yes, King Crimson, U. K., Genesis, Gong und nicht zuletzt in seinen eigenen Bands Bruford und Earthworks summiert sich zu einer erstaunlichen Lebensleistung. Von Anfang an verstand sich der mittlerweile 73-Jährige, der mit nicht ganz 60 Jahren seine Karriere als aktiver Musiker beendete, dabei als Gestalter, was in der retrospektiven Zusammenstellung gut zu erkennen ist – denn ebendies ist das Element, das alle Tracks miteinander verbindet.
Kurz nacheinander feiern in diesen Tagen Steve Hackett (12.2.), Peter Gabriel (13.2.) und Tony Banks (27.3.) ihren 70. Geburtstag, im Oktober folgt Mike Rutherford (2.10.). Gemeinsam mit Phil Collins, gerade 69 geworden, bilden sie die klassische 70er-Jahre-Besetzung von Genesis. Während Hackett und Collins erst später zur Gruppe stießen, lernten sich die anderen drei auf einer Elite-Internatsschule kennen, wo ihnen die Musik einen Freiraum inmitten konservativer Strukturen bot. eclipsed zeichnet die frühen Jahre der Band nach, von den ersten musikalischen Gehversuchen bis zur Veröffentlichung von „Trespass“, ihrem ersten Prog-Album. An diese spannende Zeit erinnern sich Peter Gabriel im „historischen Interview" von 1971 sowie der frühere Roadmanager Richard Macphail. Zudem sprachen wir mit Steve Hackett über seinen runden Geburtstag und sein Wirken bei Genesis.
Da waren’s nur noch drei. Noch während der letzten Tour hatte Steve Hackett für sich entschieden, Genesis zu verlassen. Er war frustriert, hielt er doch seinen Anteil am Output für zu gering und seine Beiträge für zu wenig wertgeschätzt. Bei Tony Banks, Phil Collins und Mike Rutherford löste sein Entschluss auch längst nicht so einen Schock aus wie Peter Gabriels Ausstieg zwei Jahre zuvor. Sie wollten dem Prog-Schlachtschiff ohnehin einen neuen Sound, einen radiotauglicheren Anstrich verpassen. So wurde „…And Then There Were Three…“ das bis dato poppigste Album der Band. Als Phil Collins am 8. Oktober 1977 in London in der Ladbroke Grove zufällig auf seinen Bandkollegen Steve Hackett traf und kurz mit ihm sprach, ahnte er nicht, was er Stunden später aus zweiter Hand erfahren sollte. „Abends sagte mir Mike, Steve komme nicht mehr, er sei raus“, so Collins in einer Banddokumentation des Musiksenders VH-1. Damit hatte niemand gerechnet.
Kaum einer hat seine musikalische Duftmarke bei so vielen namhaften Kollegen hinterlassen: Nun versammelt Phil Collins seine Kollaborationen mit anderen Künstlern in der Vier-CD-Retrospektive „Plays Well With Others“, die die Jahre 1969 bis 2002 abdeckt.
Sein neuestes Liverelease „ZDF @ Bauhaus“ zeigt Ray Wilson in intimer Atmosphäre im Bauhaus Dessau. Der ehemalige Sänger von Stiltskin und Genesis hat sich mit seinem Auftritt am 17. April dieses Jahres der kunstgeschichtsträchtigen Umgebung angepasst und ein schnörkelloses Unplugged-Set präsentiert. Anlässlich seines fünfzigsten Geburtstags am 8. September ist der Schotte dann an einem weiteren außergewöhnlichen Ort aufgetreten, im neoromanischen Residenzschloss seiner Wahlheimat Posen, wo er mit Fans aus aller Welt gefeiert hat.
eclipsed: Wie kam es zu dem Auftritt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „zdf @ bauhaus“?
Ray Wilson: Ich war gerade auf Tour und wurde gefragt, ob ich für eine andere Band [My Indigo von Within-Temptation-Sängerin Sharon den Adel; Anm.] einspringen könne. Also haben wir das buchstäblich in letzter Minute in den Tourplan integriert. Alles geschah auf den letzten Drücker, was Teil der Magie war.
Auf der Rückseite von Genesis’ erstem Livealbum war dieses kleine Bild eines verwegen aussehenden Mannes. Darunter die Zeilen: „This album is dedicated to Richard Macphail who left April, 1973.“ Wohl kaum ein Fan wusste damals, um wen es sich handelte. Viele glaubten, dass dieser Mann gestorben sei. Weit gefehlt, Richard Macphail, enger Freund und Tourmanager der frühen Genesis, weilt unter uns. Mit 68 hat er jetzt seine Erinnerungen in „My book of Genesis“ niedergeschrieben. „Auch damit die Leute wissen, dass ich noch lebe.“
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