Widersprüche pflastern MARATONs Weg auf dem neuen Album

28. Oktober 2022

Maraton

Widersprüche pflastern MARATONs Weg auf dem neuen Album

Wie beschreibt man etwas, das man gar nicht kennt? Diese Frage bildete den Leitfaden für Maratons zweites Album „Unseen Color“. Mit jedem Song starten die Norweger einen neuen Annäherungsversuch, fächern dabei wissenschaftliche, philosophische und künstlerische Phänomene auf, reflektieren Widersprüchlichkeiten im Leben, der Natur sowie der Band selbst. Als Inspiration für den Titeltrack etwa diente Stanley Kubricks Science-Fiction-Meilenstein „2001: Odyssee im Weltraum“, „Boltzmann Brain“ nimmt Bezug auf ein gleichnamiges physikalisches Gedankenexperiment, „Contranym“ baut auf dem linguistischen Problem der Janusworte auf, deren zwei Bedeutungen ihr eigenes Gegenteil darstellen, in „Non-Euclidean Heart“ fusionieren die Norweger eine Spezialform der Geometrie mit Emotion.

Zwangsläufig operieren Maraton dabei interpretationsoffen. Selbst bandintern variieren die Deutungen. Drummer Frank Nordeng Røe zum Beispiel erklärt das aus einem Prosatext Franz Kafkas übernommene und nun in einem Lied verewigte Wesen „Odradek“ für sich als Symbol für „Dinge, die andere nicht sehen können“. Sänger Fredrik Bergersen Klemp dagegen sieht es als „ein Biest in dir drin, das dich abstrakte Dinge tun lässt“. Einen besonderen Stellenwert besitzt der Opener „In Syzygy“. Maraton ziehen eine Parallele zwischen der titelgebenden astronomischen Konstellation und ihrem Schaffensprozess. Beim einen befinden sich unterschiedliche Himmelskörper vorübergehend auf gleicher Ebene – beim anderen scheinbar unvereinbare musikalische Elemente. „Wir machen ein Album, das einerseits Maraton widerspricht, andererseits Maraton ausmacht“, rekapituliert Bergersen Klemp die Produktionsphase. Im Song singt er: „Turning inside out / That’s what we’re about / Watch us spill it all.“

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