Kategorie: CD-Reviews | Genre: Artrock, Prog | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 161 / 6-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Birds Robe | Autor: WP
Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, Emotionen zu transportieren “, erzählte Sänger Robert James Moulding schon vor rund zwei Jahren im Gespräch mit eclipsed. Damals hatten die 2004 gegründeten Anubis gerade ihr zweites Album „A Tower Of Silence“ am Start. Der Satz gilt auch heute noch. „Hitchhiking To Byzantium“ ist zwar kein Konzeptalbum wie die beiden vorherigen Arbeiten. Aber im weitesten Sinne geht es wieder um ein großes Thema, nämlich ums Älterwerden und die Erfahrungen, die Menschen auf dieser „Reise“ machen und an deren Ende sie hoffentlich glücklich sind mit dem, was sie erlebt und erreicht haben. Musikalisch ist diese Anhalterfahrt ein Ausflug zur unsichtbaren Grenze zwischen New Artrock und Neoprog. War der Vorgänger noch einen Tick mehr in Prog-Gefilden zu Hause, haben sich die Linien nun zur anderen Seite hin verschoben. Die sieben Australier (neu an Bord: der formidable Bassist Anton Stewart) stehen für moderne, sinfonische, durchgängig melodische Rockmusik, in der filigrane Pianopassagen genauso ihre Daseinsberechtigung haben wie fette Keyboardflächen und harte Riffs sich mit elegischen Gitarrensoli abwechseln. Nach eher ruhigem Beginn geht „A King With No Crown“ gleich mal mit einem aggressiven Riff nach vorne, mitreißendes Keyboardsolo inklusive. Auch auf „Blood Is Thicker Than Common Sense“ zeigen Anubis ihre harte Seite und warten mit komplexeren Strukturen und Metren auf. Gegenpole sind der sehnsüchtige Titeltrack oder auch „Crimson Stained Romance“ mit Floyd-Anklängen und Harmoniegesang. Auch eine Flöte kommt zum Einsatz. Gemein ist nahezu allen Stücken der Hang zum Hymnisch-Bombastischen, dem Anubis immer wieder nachgeben, nachzuhören auch auf dem gelungenen „Dead Trees“ oder dem sechzehnminütigen „A Room With A View“. So machen Emotionen Spaß.
Top-Track: Dead Trees