Kategorie: CD-Reviews | Genre: Folk/Folkrock, Ambient | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 158 / 3-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Cherry Red | Autor: MaB
Schon seit Monaten kursierten Meldungen, zwei höchst eigenständige Musiker hätten sich für ein gemeinsames Projekt zusammengefunden: auf der einen Seite Peter Hammill, ein ewig Getriebener, der mit Van der Graaf Generator einige der aufregendsten Platten der Prog-Geschichte aufgenommen und auch bei seinen zahlreichen Solowerken nie die künstlerische Neugier verloren hatte; auf der anderen Seite Gary Lucas, ein experimentierfreudiger Gitarrist, der einst bei Captain Beefheart gespielt und Jeff Buckley in die Erfolgsspur verholfen hatte, dabei aber selbst auf der Strecke geblieben war. Die Buckley-Episode ist längst vergessen. Lucas fand nun endlich wieder einen gleichgesinnten Partner, mit dem er während der Sessions in der englischen Stadt Bath auf Anhieb harmonierte. Dies bestätigt auch Hammill: „Von der allerersten Note an war klar, dass wir auf derselben Wellenlänge waren, und das Projekt entfaltete sich rasend schnell. Schon nach wenigen Tagen wussten wir, dass wir die Grundlage für ein Album hatten.“ Das Überraschende an „Other World“ ist, dass die 14 Titel auch ohne Band wunderbar funktionieren. Hammill und Lucas teilen sich die Gitarrenparts und klingen dabei wie ein kleines Orchester, z. B. in den entrückten Instrumentals „Built From Scratch“ und „Attar Of Roses“. Außerweltlich geht es auch in „Reboot“ zu, das schwerelos beginnt und in einen Krieg der Sterne ausartet. Daneben bietet „Other World“ jedoch auch großartige Stücke für „Normalhörer“. „Kith And Kin“ ist eine rührende Ode an die Vergänglichkeit. Und in „The Kid“ besingt Hammill den faustischen Pakt eines jungen Mannes, der sich auf das Musikbusiness einlässt und gnadenlos untergeht. Bei „Other World“ kommt jeder auf seine Kosten, der auf gute Songs, beunruhigende Soundscapes und spannende Gitarrenmusik steht.
Top-Track: This Is Showbiz