RICHARD PINHAS - Desolation Row

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Avantgarde, Electronic | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 159 / 4-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 7.5/10 | Label: Cuneiform | Autor: BSV


Bereits in den Siebzigern zu seiner Zeit mit Heldon veröffentlichte Richard Pinhas auch unter seinem eigenen Namen experimentelle Elektronik. Seiner immensen Diskografie fügt er nun mit „Desolation Row“ ein bemerkenswertes Mosaiksteinchen hinzu. Rau klingt es, bisweilen aggressiv. Nach eigener Auskunft erinnerte er sich für das Album an die 68er Unruhen und spürt, dass sich der heutige Neoliberalismus in einen Techno-Faschismus verwandelt. Seine Wut und Bestürzung drückt er in gewaltigen instrumentalen Brocken aus. Elektronische Musik ähnlich der Berliner Schule, wie sie Pinhas früher pflegte, ist „Desolation Row“ nicht. Auch hier laufen Sequenzer und flirren Synthies, aber sie verschmelzen zu harschen Industrial Noises, vorangetrieben von gewaltigen Drums (in „South“ erinnern diese an Klaus Schulzes „Friedrich Nietzsche“). Die bedrückende Atmosphäre wird von Gitarren verstärkt, die an Kreissägen (etwa in „North“) erinnern. In „Moog“ ist Nomen Omen: 18 Minuten lang ertönen Vintage-Synthieklänge, düster, schwebend, röchelnd, irgendwann in einem einfachen Loop mündend, wie in den frühen Siebzigern.

Top-Track: Moog

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