Kategorie: CD-Reviews | Genre: Prog | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 157 / 2-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10, Album des Monats | Label: Inside Out | Autor: MB
Mit der Transatlantic-Reunion 2008 (beim Three Rivers Prog Rock Festival spielte Neal Morse zusammen mit Roine Stolt und Mike Portnoy „We All Need Some Light“ und „Stranger In Your Soul“) ging für die meisten Progfans ein acht Jahre langer Traum in Erfüllung. Weitere fünf Jahre später legen Neal Morse (ex-Spockʼs-Beard), Mike Portnoy (The Winery Dogs, ex-Dream-Theater), Roine Stolt (The Flower Kings) und Pete Trewavas (Marillion) mit „Kaleidoscope“ nun ihr viertes Studioalbum vor. Als Nachfolger des weithin gepriesenen 77-minütigen Mammutwerkes „The Whirlwind“ hat es „Kaleidoscope“ natürlich schwer, und doch wird das neue Album den immensen Erwartungen größtenteils gerecht. Es sind vor allem die beiden farbenprächtigen Longtracks „Into The Blue“ und „Kaleidoscope“, die von Beginn an faszinieren. Klammert man „The Whirlwind“, den man wegen der ineinander übergehenden Tracks auch als Zwölfteiler betrachten kann, einmal aus, so ist der Titeltrack der neuen CD sogar der längste Song in der Transatlantic-Geschichte und toppt als solcher damit sogar „All Of The Above“. Beide Epen bieten exakt das grandiose Feuerwerk an Melodien, Emotionen und Spielfreude, das man von Transatlantic erwartet. Im Vergleich ist „Into The Blue“, bei dem auch Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) einen kurzen Gastauftritt hat, die in sich stimmigere Variante, wohingegen „Kaleidoscope“ dem Titel entsprechend einen verspielten Bilderrausch darstellt. Von den Longtracks eingerahmt werden drei kürzere Titel, von denen der geneigte eclipsed-Leser das heftigst groovende „Black As The Sky“ auf der aktuellen CD-Beilage einem ersten Test unterziehen kann. Doch „Kaleidoscope“ hat auch kleine Schwachstellen. Die Vorab als Video ausgekoppelte Ballade „Shine“ ist in dieser Form nicht mehr als ein Lückenfüller, dem man deutlich anhört, dass er komplett aus dem Morse-Solo-Fundus stammt. Wie es besser geht, zeigt die zweite Ballade „Beyond The Sun“, doch an die Extra-Klasse von „We All Need Some Light“ oder „Bridge Across Forever“ kommt sie nicht heran. Auf der zweiten CD setzen Transatlantic ihre Cover-Tradition mit einem launigunterhaltsamen Potpourri fort. Unter den acht Songs sind „And You And I“ (Yes), „Goodbye Yellow Brick Road“ (Elton John) und „Indiscipline“ (King Crimson). Ob es allerdings „Nights In White Satin“ von The Moody Blues bedurft hätte, darf bezweifelt werden. „Kaleidoscope“ erscheint wie üblich in verschiedenen Konfigurationen, wobei das limitierte 2CD+2DVD-Artbook in LP-Größe mit zusätzlichem Artwork, Liner Notes, Lenticular-Cover, einer Bonus DVD mit der üblichen „Behind the Scenes“-Doku sowie einem 5.1-Mix des Albums das höchste der Gefühle darstellt.
Top-Track: Into The Blue