Nach 16 Jahren melden sich die MASTERS OF REALITY zurück

Nach 16 Jahren melden sich die MASTERS OF REALITY zurück

Beginnt man ein Gespräch mit der Stoner-Rock-Legende Chris Goss, seit Gründung der Band Masters Of Reality vor über 40 Jahren deren einzig konstantes Mitglied, gelangt man rasch zu den Bereichen Spiritualität und Philosophie. Außerdem erzählt der Musiker und Produzent, der maßgeblicher Geburtshelfer bei der Entstehung von Alben von Kyuss und Queens Of The Stone Age war, unter anderem auch, wie er arbeitet, dass er schon als kleiner Junge Radiosendungen „produzierte“ und warum das aktuelle Album weniger hart ist als seine Vorgänger. 

eclipsed: Wo bist du gerade, und was machst du?

Chris Goss:  Ich bin gerade recht beschäftigt damit, alles für die nächste Tour vorzubereiten. Und ich muss eine Menge Alltagskram zu Hause erledigen. Ich lebe in Joshua Tree, in der Wüste also, und das seit mittlerweile gut 25 Jahren.   

eclipsed: Erzähl doch bitte etwas über die Entstehung deines neuen Albums „The Archer“. Ich habe aus anderen Interviews herausgehört, dass du aus einer riesigen Menge von Material auswählen konntest ...

Goss: Es war eine Kombination aus der Auswahl aus einer großen Menge Material und der Herausforderung, dabei gleichzeitig eine bestimmte Stimmung einzufangen. Ich denke, als Künstler hast du eine Art Berufung, fast wie ein Priester. Du widmest dein Leben dem Herrn. Oder der Musik. Wie auch immer. Die Zeit ist vergangen, und in den letzten10, 15 Jahren hat sich die Welt grundlegend verändert, teils auf sehr tiefgreifende psychische Art. Ich war wie hypnotisiert davon. Den Finger auf den Puls der Zeit zu halten war kein einfacher Job. Es war teils furchterregend zu beobachten, wie die Veränderungen das alltägliche Leben jedes Menschen beeinflussen. Wie der digitale Lebensstil das Leben aller übernommen hat, wie alle auf ihre Telefone starren, miteinander verbunden. Was das für jeden bedeutet. Es ist sehr interessant und wichtig, das zu beobachten, aber viele Leute ignorieren, was das für Folgen haben kann. Was ich sehr gefährlich finde. 

eclipsed: Findest du nicht, dass das alles auch ein Gutes hat?

Goss: Nein. Wir verlieren den Bezug zum organischen Teil des Lebens. Okay, man kann sich organische, gesunde Lebensmittel aller Art kaufen. Aber das meine ich nicht. Unsere Verbindung zur Erde ist gekappt, fürchte ich. Und jetzt pfuschen sie mit unserer DNA herum. Ich bin Rudolf-Steiner-Fan. Und der sagte vor etwa 100 Jahren, dass böse Geister ein Mittel erschaffen würden, das unsere Spiritualität zerstöre. Das dritte Auge wird attackiert, denn es ist eine unserer spirituellen Verbindungen untereinander. Das glaube ich zumindest. Ich könnte mich darüber stundenlang auslassen ...

eclipsed: Hm, okay, vielleicht sollten wir uns wieder dem Album zuwenden ...

Goss: (lacht). Na klar, sorry!

eclipsed: Wann wusstest du, dass du an einem neuen Album arbeitest, und wie hast du die Musiker zusammengetrommelt – die neuen Masters Of Reality?

Goss: Ich habe eigentlich seit Jahren daran gearbeitet, die ganze Zeit, während ich meine Beobachtungen anstellte. Dabei hat sich eine Menge angesammelt. Vieles kommt nachts zu mir, in Träumen. Es ist etwas schwer zu erklären. Man hat eine Art Antenne, und wenn du die auf Empfang lässt, fließt die Musik zu dir. Gott sei Dank! Du musst nur warten, und großartiges Material kommt zu dir. Wann immer eine Idee, eine Note, ein Riff, ein Eindruck nach einem Traum zu mir kam, habe ich das aufgenommen, und da gab es schließlich so viel, dass ich zunächst nicht wusste, wo ich anfangen sollte und was die Stimmung traf, die ich wiedergeben wollte. Es dauerte eine Zeit, bis ich das Passende ausgewählt hatte. Und ich besitze auch immer noch etliches, das noch nicht verarbeitet wurde. Zum Glück sind meine Musiker sehr geduldig und nett. In erster Linie John Leamy [Schlagzeuger; Anm.] und Paul Powell [Bassist; Anm.], meine Rhythmus-Abteilung. Dann kam Alain Johannes dazu und spielte  Gitarre, das war klasse. Dave Catching steuerte ein Gitarren-Solo bei, beim zweitletzten Song, „It All Comes Back To You“ – unglaublich! Keyboarder Mathias Schneeberger war bei diesem Album nicht dabei. Er hat jetzt sein eigenes Studio und ist sehr beschäftigt. Ich sehe ihn nicht oft. 

Masters Of Reality - It All Comes Back To You (Official Lyric Video)

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