Die erste Frage, die im Zusammenhang mit diesem viel umjubelten Comeback auftaucht, ist natürlich, ob es sich dabei um eine Mogelpackung handelt. Pulp sind nun mal zu einem nicht geringen Anteil Jarvis Cocker, und der war ja in den Jahrzehnten seit dem letztem Werk „We Love Life“ von 2001 alles andere als leise. Im Gegenteil: Sein 2020 erschienenes, mit der neu gegründeten Band JARV IS aufgenommenes Album „Beyond The Pale“ knüpfte tatsächlich fast an alte Großtaten an. Überdies starb 2023 der Bassist und Soundarchitekt Steve Mackey, Cockers engster Mitstreiter bei seiner alten Band. Im Rahmen der Reunion sind neben Cocker die Altmitglieder Candida Doyle an den Keyboards und Schlagzeuger Nick Banks mit an Bord sowie natürlich Gitarrist Mark Webber, der im Jahr 1995 dazukam, in dem die Pulp-Hysterie mit dem Album „Different Class“ ihren Höhepunkt erreichte.
In der Tat gelingt es dem Quartett mit freundlicher Unterstützung einiger JARV-IS-Musiker, den alten Geist viel deutlicher heraufzubeschwören, als es Cocker mit seinen (kommerziell nicht immer erfolgreichen) Solowerken schaffte. Candida Doyle, seit 1984 bei Pulp, meinte im Vorfeld, da Cocker ja ohnehin weiter Songs schreibe und aufnehme, könne man es doch auch mal wieder als Pulp probieren. Der Meister selbst weiß freilich auch, was er seiner alten, wiedervereinten Band zu verdanken hat: „Du arbeitest mit Leuten, mit denen du im Grunde schon dein ganzes Leben lang zusammen spielst. Wir haben unsere Stärken, unsere Schwächen und unsere Macken, und die Verbindung des Ganzen produziert eben eine gewisse ‚Pulpness‘.“ So simpel ist also das Geheimnis hinter dem Pulp-Sound, der beim Abspielen des Comeback-Albums mit dem lakonischen Titel „More“ so prägnant aus den Boxen tönt. Fertiggestellt wurde die Platte in nur drei Wochen im November 2024 mit Produzent James Ford in dessen Studio Orbb im Londoner Stadtteil Walthamstow, ...
