Mit knapp 70 Jahren erfüllt Daniel Lanois alle Kriterien für den viel zu inflationär gebrauchten Begriff Legende. Der gefeierte Produzent von Neil Young, Bob Dylan, Brian Eno, Peter Gabriel, Emmylou Harris, Willie Nelson, U2 oder Jon Hassell will sich aber nicht auf seiner Reputation ausruhen, sondern mit eigenen Alben immer wieder Neuland betreten. So auch mit seiner neuen CD „Heavy Sun“, auf der es ihm gelingt, den Gospelkreis mit Dub zu quadrieren.
Auf „Heavy Sun“ führt Lanois uns auf eine Schatzinsel. Die ungewöhnliche Kombi aus Dub und Gospel ist schon originell genug, aber erstmals steht nun eine Orgel im Mittelpunkt seiner Sound-Genese. Der Grundton ist wesentlich hoffnungsvoller als auf vielen seiner früheren Alben. „Die Platte ist als Utopie angelegt“, findet auch Lanois. „Vielleicht ist ‚Schatzinsel‘ sogar treffender. Der Song ‚Way Down’ erzählt zum Beispiel von einer Stadt auf der anderen Seite, in der wir von den üblichen Anforderungen und Erwartungen nicht mehr belästigt werden. Wir beginnen unseren Weg als junge Menschen mit großen Hoffnungen und müssen für den Rest unseres Lebens Studienkredite zurückzahlen. Es geht auf dem Album darum, jene weit entfernten Plätze zu finden, an denen wir all diesen Dingen nicht mehr ausgesetzt sind. Vielleicht stoßen wir irgendwann im Outer Space auf den Nachtclub, in dem wir uns alle treffen können.“