Nachdem Gitarrist Rodolfo Maltese 2015 verstorben und bereits im Jahr zuvor Sänger Francesco Di Giacomo bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, schienen Banco del Mutuo Soccorso Geschichte. Doch die 1969 gegründete Progressive-Rock-Formation legt jetzt – nach 15 Jahren ohne neue Aufnahmen – mit „Transiberiana“ unverhofft ihr 14. Studioalbum vor. Also alles zurück auf Anfang?
Banco del Mutuo Soccorso gehören neben Premiata Forneria Marconi und Le Orme zu den Pionieren des italienischen Prog. Medien im In- und Ausland verglichen sie gerne mit ELP oder Gentle Giant. Dreh- und Angelpunkt der Band war ihr ausdrucksstarker Frontmann Francesco Di Giacomo, der 2014 verstarb. Banco standen, so schien es, vor dem Aus. Gründungsmitglied Vittorio Nocenzi wollte allerdings den Traum von „seiner“ Gruppe nicht begraben. Der 68-jährige Keyboarder suchte sich neue Mitstreiter, allen voran Sänger Tony D’Alessio. Dieser macht zwar seinen Vorgänger nicht vergessen. Doch ist es auch seiner Stimmgewalt zu verdanken, dass „Transiberiana“ ein wahrhaftes Banco-Werk geworden ist.
eclipsed: Wie bist du auf die fünf neuen Banco-Mitglieder gekommen?
Vittorio Nocenzi: Die italienische Progszene ist überschaubar. Es sprach sich schnell rum, dass ich mein Baby am Leben erhalten möchte, mir aber die Leute dafür fehlen. Relativ rasch stand das Line-up. Ich hatte bereits eine Menge Ideen für neue Lieder, damit gingen wir ins Studio. Jeder brachte seinen Teil ein. Und die Aufnahmesessions waren derart intensiv, dass wir richtig gute Freunde geworden sind.
eclipsed: Bist du froh, endlich wieder neues Banco-Material zu haben?
Nocenzi: Auf jeden Fall! Auch deshalb, weil Banco seit jeher eine Liveband sind. Wir hatten 15 Jahre lang mehr oder weniger dasselbe Bühnenprogramm. Das wird sich ab sofort ändern.
eclipsed: Was steckt hinter dem Albumtitel „Transiberiana“?
Nocenzi: Man muss sich das wie das moderne Äquivalent zum fiktiven Staat Utopia des Renaissancephilosophen Thomas Morus vorstellen. Morus ging es um eine humanistische Idee. Mir geht es um das gleiche. Transiberiana ist eine Metapher für globale Menschlichkeit.
So größenwahnsinnig wie naiv ausgedrückt: Ich habe riesige Lust, dass unser Planet gerettet wird. Ich mag diese Kugel recht gerne. Und wenn ich mit meiner Arbeit minimal dazu beitragen kann, dass es bei uns lebenswert ist, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.