CALIGULAʼ S HORSE - 15 Kilo purer Sound

12. Februar 2024

Caligula's Horse

CALIGULAʼ S HORSE - 15 Kilo purer Sound

Seit ihrem Debüt „Moments From Ephemeral City“ (2011) haben sich die Australier CALIGULA’S HORSE mit einer ganzen Reihe hochwertiger Alben einen fixen Platz in der Progmetal-Oberliga neben Bands wie Haken, Tesseract und Leprous gesichert. Und auch das inzwischen sechste Album „Charcoal Grace“, ein moderner Hybrid aus Progmetal-Grooves, atmosphärischem New Artrock und einer Prise Alternative, zementiert diesen Anspruch.

In Brisbane hat es Ende Dezember 2023 deutlich über 30 Grad. Was für den regengebeutelten Mitteleuropäer geradezu traumhaft wirkt, will Josh Griffin absolut nicht behagen. „Ich würde am liebsten das ganze Jahr dem Winter hinterherreisen“, lacht der 42-jährige Schlagzeuger, der erst nach dem Durchbruch „Bloom“ (2015) zur Band stieß, sich aber neben den beiden Bandgründern und Hauptsongwritern, Gitarrist Sam Vallen und Sänger Jim Grey, allmählich zum dritten Sprachrohr und launigen Interviewpartner entwickelt hat. „Charcoal Grace“ ist sein drittes Album mit der Band.

eclipsed: Josh, euer letztes Album „Rise Radiant“ erschien praktisch mit Beginn des ersten Lockdowns im Mai 2020. Alle eure Tour-Aktivitäten mussten auf Eis gelegt werden. Vermutlich hat sich diese Zeit auch thematisch auf „Charcoal Grace“ niedergeschlagen. Der Song „Golem“ scheint diese Gefühle am deutlichsten zu artikulieren ...

Josh Griffin: Wir standen damals im Prinzip kurz vor der Abreise zu unserer ersten US-Headline-Tour. Unsere Karriere löste sich quasi vor unseren Augen auf, und wir konnten nichts dagegen tun. Wir waren absolut machtlos. Wir wussten auch nicht, wann oder ob wir zu unserem gewohnten Leben jemals würden zurückkehren können. Alle Emotionen und Erfahrungen, die wir als Band und Individuen in den letzten drei Jahren durchlebt haben, spiegeln sich jetzt natürlich auch in den neuen Songs wider.

eclipsed: Im Zentrum des Albums steht die vierteilige Titelsuite, die über 24 Minuten eine in sich geschlossene „Geschichte“ erzählt.

Griffin: Jim befasst sich hier mit der Entwicklung eines Kindes und seiner Beziehung zu einem entfremdeten Elternteil. Die Suite erforscht verschiedene Zyklen von Missbrauch, unser Verständnis von Menschlichkeit und Verantwortung sowie die Frage nach der Notwendigkeit von Vergebung. Speziell mit diesem Themenkomplex kann ich mich sehr gut identifizieren, denn auch ich hatte eine eher raue Kindheit. Auch wenn diese Geschichte fiktiv ist, können wir durch sie noch tiefer in die grundlegenden Themen des Albums eintauchen: Beziehung, Entfremdung und die Art und Weise, wie wir unter Zwang handeln.

eclipsed: Der Schlagzeug-Sound auf „Charcoal Grace“ ist ziemlich knallig. Bei manchem Redakteur kamen sogar bereits Zweifel auf, ob da wirklich noch ein mikrofoniertes Kit zu hören ist oder ob alles auf Samples basiert.

Griffin: (lacht) Ich kann deine Kollegen und alle Zweifler beruhigen. Das ist alles echt und live eingespielt. Die sorgfältige Zusammenstellung des Kits ist ja schon die halbe Miete. Allein die Auswahl der Snare war der Wahnsinn. Wir haben uns am Ende für ein wahres Monster aus Bell-Brass-Messing entschieden, das gefühlt 15 Kilo wog. Sam und ich sind uns beide einig, dass wir noch nie einen so guten Drum-Sound auf einem Album hatten.

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